zum Hauptinhalt
Die Ursache. Die Bohrinsel Deepwater Horizon explodierte am 22. April 2010.

© dpa

Nach der Ölpest: BP legt Katastrophenbilanz vor

Der Schaden der Ölpest für den Konzern BP beläuft sich auf fünf Milliarden Dollar - so viel Verlust fuhr der Konzern im vergangenen Jahr ein. Der neue Chef Dudley treibt jetzt den Konzernumbau voran.

London - Es ist immer wieder dieser eine Satz, den BP-Chef Bob Dudley wiederholte: „Wir wollen künftig Klasse statt Masse. “ Das sagte er bei der Vorstellung der Jahresbilanz und schwor Anleger, Analysten und Journalisten auf seine neue Strategie ein – ein Versuch, die schlechten Nachrichten des vergangenen Jahres zu relativieren und von den hohen Folgekosten der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko abzulenken.

Die neue Linie, die Dudley verfolgt, zielt vor allem in eine Richtung: BP trennt sich von Geschäftsteilen, die die internen Renditeziele verfehlen. So will das Unternehmen seine Kapazitäten zur Weiterverarbeitung von Öl in den USA halbieren und zwei große Raffinerien verkaufen, kündigte der BP-Chef am Dienstag an – unter anderem die Anlage in Texas City, die BP vor sechs Jahren in die Schlagzeilen brachte. Bei einer Explosion waren dort 15 Arbeiter gestorben.

Zu der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko im vergangenen April sagte er: „2010 wird zu Recht als Jahr des tragischen Unfalls und des ausgelaufenen Öls in Erinnerung bleiben.“ Eine durchgreifende Sicherheitskonzeption soll ähnliche Vorfälle künftig vermeiden. „BP hat seine Lektion gelernt“, sagte er und fügte hinzu: „All das kann die elf Menschen nicht wieder lebendig machen.“

Dudley, der dem glücklosen Briten Tony Hayward auf dem Chefposten folgte, will auch mehr Öl- und Gasfelder verkaufen, als bislang geplant. Es ginge dabei nicht allein darum, Geld für die Finanzierung der Ölpestschäden an der amerikanischen Golfküste einzunehmen. „Wir wollen auch die Vorkommen verkaufen, die andere erfolgreicher erschließen können als wir.“ BP werde dadurch kleiner und werde zunächst auch einen Rückgang der Produktion in Kauf nehmen. „Aber auf längere Sicht wird BP dadurch schlagkräftiger, stärker und vor allem sicherer“, versprach der Amerikaner.

Im vergangenen Jahr hat BP 17 Milliarden Dollar durch den Verkauf von Öl- und Gasreserven reingeholt, in diesem Jahr sollen weitere 13 Milliarden Dollar hinzukommen. Zugleich will BP an anderer Stelle weltweit rund 20 Milliarden Dollar in diesem Jahr investieren – davon allerdings nur eine Milliarde in erneuerbare Energien. BP soll also ein klassischer Rohstoff-Konzern bleiben.

Unter dem Strich hat die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko dem britischen Ölkonzern einen Verlust von 4,9 Milliarden Dollar für 2010 eingebrockt. Es ist das erste Mal seit fast zwei Jahrzehnten, dass BP das Jahr mit einem Minus beendet. 2009 hatte der Konzern einen Gewinn von knapp 14 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Der Verlust ist vor allem durch die Milliardenrückstellungen für die Folgen der Ölpest entstanden. BP geht davon aus, dass das Unglück das Unternehmen bis zu 41 Milliarden Dollar kosten wird – eine Milliarde Dollar mehr, als noch vor drei Monaten angekündigt.

In der zweite Jahreshälfte ist BP zwar wieder in die schwarzen Zahlen gekommen und hat von dem steigenden Ölpreis profitiert. Doch der Konzern glänzte bei weitem nicht so wie die Konkurrenz: Marktführer Exxon Mobil verdiente im vierten Quartal 2010 gut 50 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Bei BP lag das Plus bei gerade einmal 30 Prozent. Exxon machte 2010 einen Gewinn von 30 Milliarden Dollar.

Dudleys Konsolidierungspläne erhielten am Dienstag einen Dämpfer: Vor zwei Wochen hatte er eine Überkreuzbeteiligung mit dem russischen Ölkonzern Rosneft angekündigt, was den Protest einiger russischen Oligarchen provozierte, die an BPs Joint Venture TNK-BP beteiligt sind. „Das ist ein kaufmännisches Problem, das werden wir kaufmännisch lösen“, sagte Dudley noch am Vormittag. Am Nachmittag erwirkten die Oligarchen, die über das Konsortium AAR die Hälfte von TNK–BP kontrollieren, vor einem Londoner Gericht eine einstweilige Verfügung. Ihre Gesellschaft solle weiter BPs „bevorzugtes Instrument in Russland bleiben“, lautete die Begründung eines Anwalts. (Handelsblatt / Reuters)

Katharina Slodczyk

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false