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Nach Gerichtsentscheidung: Für Karstadt ist der Weg jetzt frei

Das zuständige Gericht bestätigt die Übernahme der Warenhauskette Karstadt durch den Investor Nicolas Berggruen. Der neue Eigentümer will 70 Millionen Euro investieren.

Berlin - Am 1. Oktober beginnt für die Warenhauskette Karstadt eine neue Zeitrechnung. Dann übernimmt der Privatinvestor Nicolas Berggruen als neuer Eigentümer die 120 Kaufhäuser, darunter das KaDeWe und zehn weitere Berliner Filialen. Für Karstadt und insgesamt 25 000 Mitarbeiter – in Berlin sind es 3300 – enden damit die seit Juni 2009 andauernde Insolvenz und ein monatelanges Gerangel um die Höhe der künftigen Mieten.

Die Eigentümer von 86 Karstadt-Häusern, das Immobilienkonsortium Highstreet, legten am Freitag alle notwendigen Unterschriften vor. Danach unterzeichnete auch Berggruen die Mietverträge. Am Nachmittag bestätigte das zuständige Amtsgericht Essen offiziell die Annahme des Insolvenzvertrags. Damit wurde der Kaufvertrag rechtskräftig, den Berggruen bereits im Juni dieses Jahres mit dem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg abgeschlossen hatte. Nach Ablauf einer Beschwerdefrist tritt der Vertrag zum Oktober in Kraft.

Bereits vor dem Gerichtsentscheid verkündeten Berggruen und Görg gemeinsam mit Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft Verdi, Margret Mönig-Raane, die Karstadt-Rettung. In der Filiale am Kurfürstendamm in Berlin sagte Berggruen: „Karstadt wird jetzt ein sehr aufregendes Leben haben. Ich bin irrsinnig glücklich, dass ich dabei bin.“ Berggruen dankte dem Insolvenzverwalter und der Ministerin und versicherte den anwesenden Beschäftigten: „Ich sehe mich als Arbeiter für Karstadt.“

Die Ministerin sprach von einem „Tag der Freude“ für Karstadt. Die Beschäftigten hätten in den Monaten der Insolvenz das Geschäft am Laufen gehalten. Nun bestehe „eine reelle Chance, dieses Unternehmen wieder flottzukriegen“. Mönig-Raane würdigte die Leistungen der Mitarbeiter. „Der Kampf hat sich gelohnt“, erklärte die Gewerkschafterin. Es habe sich wieder einmal gezeigt, dass sich für Unternehmen anständige Tarifverträge auszahlen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) äußerte sich erleichtert, dass nach langen Verhandlungen „endlich der Weg frei ist“ für eine Sicherung der Kaufhauskette. Er freue sich, dass für die Berliner Filialen „Perspektiven geschaffen werden können“.

Mit dem neuen Eigentümer fließt frisches Geld in die Kassen der Kaufhäuser. Im Kaufvertrag hat sich Berggruen verpflichtet, sofort nach Inkrafttreten 70 Millionen Euro zu investieren. Davon sollen fünf Millionen Euro an die Gläubiger von Karstadt gehen. Das entspricht etwa drei Prozent der offenen Forderungen zu Beginn des Insolvenzverfahrens. Damit hat sich das Unternehmen durch die Insolvenz 97 Prozent seines Schuldenberges entledigt.

„Wir werden sehr viel Geld in die Modernisierung des Ambientes stecken“, sagte Thomas Fox, Geschäftsführer von Karstadt, am Freitag. Für die Textilien, die größte Warengruppe, hat Berggruen den Modedesigner Max Azria engagiert. Der gebürtige Franzose, der Outfits von Hollywood-Schauspielern wie Angelina Jolie entwirft, soll das Image von Karstadt auffrischen. Zudem hat Berggruen angekündigt, das Unternehmen in drei Säulen aufzuteilen: Die drei Premiumhäuser – KaDeWe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München – sollen eine Sparte bilden. Zu dem Unternehmen gehören ferner die übrigen Warenhäuser und 35 Filialen von Karstadt-Sport. Bis Ende 2012 soll keine Filiale verkauft und kein Mitarbeiter entlassen werden.

Auch die Vermietergruppe Highstreet äußerte sich am Freitag. „Herr Berggruen und sein Management müssen jetzt zeigen, dass sie Karstadt führen können“, hieß es in einer Mitteilung.

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