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Kühlerfigur mit bewegter Geschichte. Inzwischen gehört die britische Nobelmarke zum bayerischen BMW-Konzern.

© dpa

Nobel-Karossen: Rolls-Royce sucht Kunden in Berlin

Die Berliner sind in der Masse nicht als das zahlungskräftigste Publikum bekannt. Ein neues Autohaus in Lichterfelde soll dennoch 30 Luxuskarossen pro Jahr verkaufen.

Rolls-Royce steht für besonders teure Autos und startet jetzt trotzdem ausgerechnet im wirtschaftlich schwachen Berlin durch. Der vierte Handels- und Servicebetrieb der Marke in Deutschland nach Köln, Dresden und München befindet sich aber nicht etwa Unter den Linden oder am Ku’damm, sondern am Lichterfelder Hindenburgdamm. Gut ein Jahrzehnt lang war die Nobelautomarke nicht in der Hauptstadt präsent.

Am Wochenende öffnete der neue Showroom für die zahlungskräftige Kundschaft. Auf dem Gelände des Autohauses Riller & Schnauck wurde die einstige Kantine des früheren BVG-Betriebshofes zum Showroom umgebaut. Gegenüber ein Fahrradladen, am Straßenrand parken überwiegend Kleinwagen. Dennoch ein idealer Standort, ist Firmenchef Kurt Schnauck überzeugt. Potenzielle Kunden, die in Dahlem, Grunewald oder Zehlendorf leben, haben es nicht weit.

Der Klassiker Phantom und das bereits ab 250 000 Euro zu habende „Einsteigermodell“ Ghost stehen auf beigefarbenen Steinzeug-Kacheln. Nussbaumfurniere an der Wand, Lichtdecken und die Lounge, in der potente Kunden die individuelle Ausstattung ihres Fahrzeugs auswählen können, zeugen von der noblen britischen Herkunft der Marke.

„Berlin war schon immer sehr hoch auf meiner Liste“, sagt Torsten Müller-Ötvös, der deutsche Chef der seit 2003 zum BMW-Konzern gehörenden Edelmarke. Er gibt sich begeistert: „Hier wird Rolls-Royce perfekt zum Leben erweckt.“ Deutschland sei nach England der „wichtigste Heimatmarkt“ für die Nobelkarossen und das Absatzpotenzial in der Bundesrepublik „noch nicht am Ende“. Die Deutschen schätzten „Präzision, Luxus und Qualität“ der Fahrzeuge. So sei es gelungen, das Volumen hier in den letzten Jahren zu verdoppeln.

Zu konkreten Zahlen schweigt man in britischer Zurückhaltung. 2011 war mit 3538 verkauften Fahrzeugen das Rekordjahr in der 108-jährigen Firmengeschichte. Auf Deutschland entfielen laut Kraftfahrtbundesamt nur 62 Neuzulassungen. Die meisten davon rollen über bayerische Straßen: 38 der Nobelkarossen fanden den Weg ins Heimatland von BMW. Gemessen daran nehmen sich die Verkaufszahlen in der Hauptstadt bescheiden aus. Ganze zwei Exemplare waren es im vergangenen Jahr. Dennoch geben sich die Kaufleute optimistisch. „Berlin liebt Rolls-Royce“, ist Müller-Ötvös überzeugt und verweist auf die große Aufmerksamkeit, die seine eigene Fahrt im Phantom vom Flughafen zum Hotel gefunden habe.

Trotz der Euro-Krise und des bundesweit höchsten Anteils von Hartz-IV-Empfängern sieht auch Kurt Schnauck in der Hauptstadt einen „Markt, der ein wenig auf Rolls-Royce gewartet hat“. Die Zahl der nach Berlin ziehenden Entscheidungsträger nehme stetig zu, und es gebe genug potenzielle Kunden, die sich bislang noch nicht trauten, ihren Wohlstand „richtig zu zeigen“. Zudem kämen viele Interessenten insbesondere aus Ost- und Nordeuropa nach Berlin, die oft mit dem eigenen Jet einfliegen und hier auch bei Rolls-Royce vorbeischauen möchten.

Zu den Absatzerwartungen in Berlin wollte man sich am Wochenende nicht äußern. Im Frühjahr hatte Schnauck das jährliche Potenzial auf 30 Fahrzeuge beziffert.

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