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Wirtschaft: Noch bleibt die geliebte D-Mark in den Portemonnaies

Nach offizieller Sprachregelung wird die Europäische Währungsunion (EWU) am 1.Januar 1999 vollendet.

Nach offizieller Sprachregelung wird die Europäische Währungsunion (EWU) am 1.Januar 1999 vollendet.An diesem Tag beginnt die dritte und letzte Stufe der Europäischen Währungsunion.Doch was die offizielle Sprachregelung suggeriert, wird sich im Alltag noch nicht bemerkbar machen.Den Deutschen bleibt ihre geliebte Deutsche Mark, den Franzosen, die nicht minder sentimental sind, bleibt ihr Franc Français noch drei Jahre lang erhalten.Im populistischen Sinne ernst wird es erst im Jahre 2001, wenn in Portemonnaies, auf Girokonten, in den Kassen des Kaufmannsladens die Euros liegen und lagern und - sichtbar, fühlbar - von Hand zu Hand gehen.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist aber die am 1.Januar 1999 beginnende 3.Stufe der Währungsunion die wichtigste.

Fixierung der Wechselkurse.Ein für allemal werden am 31.Dezember die Umrechnungskurse der Euro-Länder festgelegt.Das heißt, daß sich die Wertigkeit der Währungen untereinander nicht mehr ändern wird.Der Kurs der - formal noch anders genannten - europäischen Währungen wird im gleichen Verhältnis gegenüber dem Dollar floaten: das heißt, daß sich der Wechselkurs zwischen D-Mark beziehungsweise Franc und Greenback in gleicher Relation verändern wird.Die unmittelbar spürbare Auswirkung für den Europäer: Fährt er in den kommenden drei Jahren nach Frankreich in den Urlaub, wird er am 1.Januar und am 31.Dezember 2002 den gleichen D-Mark-Preis für einen französischen Franc zahlen.Wichtiger als die angenehme touristische Nebenwirkung ist die andere Folge der fixierten Wechselkurse: Die exportierende Wirtschaft wird künftig ohne Risiko Warengeschäfte mit Ländern der Europäischen Union abschließen können.Volkswirte erwarten dadurch nachhaltige Wachstumseffekte, höhere Wertschöpfung, mehr Beschäftigung.

Europäische Geldpolitik.Die Verantwortung für die Geldpolitik geht von den nationalen Zentralbanken auf die Europäische Zentralbank (EZB) über.Sie geben damit ein Instrument aus der Hand, das von großer tatsächlicher und psychologischer Bedeutung ist.Leitzinsen und Geldmengensteuerung werden nicht mehr von den nationalen Zentralbanken festgelegt.Der Zahlungsverkehr der Geschäftsbanken mit der EZB wird koordiniert und zentralsiert sein.So ist gewährleistet, daß ein einheitlicher Geldmarkt und Euro-Geldmarktzins geschaffen wird.

KUmstellung des Buchgeldes.Zu Beginn der 3.Stufe bleibt es den Marktteilnehmern überlassen, ob sie auf Euro umstellen wollen.Dabei gilt der Grundsatz "keine Behinderung, kein Zwang".Girokonten, Spareinlagen und anderes können also auf Euro umgestellt werden - aber nur, wenn der Wunsch besteht.Obwohl die Banken nur bei sehr wenigen Kunden mit diesem Wunsch rechnen, müssen sie dennoch gewappnet und "fit für den Euro" sein.Die EDV-Systeme müssen zum 1.Januar umgestellt sein.

Börsen notieren in Euro.Die wichtigste und sichtbarste Umstellung auf Euro vollzieht sich am 1.Januar an den europäischen Börsen.Die Depots aller Aktienbesitzer werden also von dann an einen anderen als den gewohnten Betrag ausweisen.Die Grundlage hierfür, die EU-Ratsverordnung über die Einführung des Euro, war auch eine Kannbestimmung, die es den Börsen grundsätzlich freistellte.Allerdings haben die Börsen aller Teilnehmer an der Währungsunion die Absicht erklärt, auf Euro umzustellen.Man erwartet, daß dies den Weg in Richtung einer einheitlichen europäischen Börse ebnet.Marktbeobachter hoffen, daß der Anteil der Aktien an den Sparvermögen steigen wird.Er beträgt in Deutschland derzeit sieben Prozent, in Amerika hingegen 25 Prozent.

KATHRIN SPOERR

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