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Paradies in Gefahr. Die Strände Arubas locken jedes Jahr rund 1,5 Million Gäste. Doch sie verbrauchen zu viel Wasser und Strom. Nun soll eine saubere Lösung her.

© picture alliance / Robert Hardin

Karibikinsel Aruba: Ökostrom soll den Rohstoff-Fluch brechen

Aruba, ein Inselchen kaum größer als Liechtenstein vor der Küste Venezuelas, soll zum Versuchslabor und Vorbild für die anderen Ministaaten der Karibik werden. Über Jahrhunderte haben fremde Mächte dort Rohstoffe ausgebeutet. Die sind weitgehend erschöpft. Nun müssen andere Ideen her. Die kommen auch aus Berlin.

Berlin - Aruba, eine Insel kaum größer als Liechtenstein vor der Küste Venezuelas, soll zum Labor und Vorbild für die anderen Ministaaten der Karibik werden, die nach Jahrhunderten der Rohstoffausbeutung keine Zukunftsperspektive zu haben scheinen. Das Ziel lautet: vollständig regenerative Energieerzeugung, zukunftsfeste Jobs und sauberer Tourismus bereits im Jahr 2020. Die Organisation Carbon War Room des britischen Milliardärs und Abenteurers Richard Branson und die Berliner Projektgesellschaft Triad stellten das Projekt am Freitag in Berlins niederländischer Botschaft vor.

Arubas Geschichte ist typisch für die Region: Anno 1499 kamen die Spanier, brachten erste Sklaven und suchten Gold. Das fanden später die Holländer, die Aruba 1636 kauften und bis heute als autonome Kolonie in ihrem Königreich halten. Mitte der 1920er Jahre baute ein US-Konzern die seinerzeit größte Ölraffinerie der Welt dort auf. Als der die Anlage 1985 schloss und damit der größte Arbeitgeber verloren ging, stand die Insel vor dem Nichts.

Da setzte die Lokalverwaltung auf eine nur vermeintlich nachhaltige Strategie: Sie lockte Touristen mit Traumstränden und Anleger mit kreativem Steuerrecht. Tatsächlich versiebenfachte sich das jährliche Inlandsprodukt in 25 Jahren von 419 Million (1986) auf 2,9 Milliarden Dollar (2011). Doch nun spürt man dort offenbar die Grenzen des Wachstums. Seit der Finanzkrise kommt nicht nur aus Den Haag Druck, die Steueroase trockenzulegen. Und die Touristen, deren Zahl seit Mitte der 80er von 200 000 auf zuletzt 1,5 Millionen im Jahr stieg, produzieren 300 Tonnen Müll am Tag. Auch Trinkwasser reicht längst nicht mehr.

Um den Strom für die Meerwasserentsalzung zu erzeugen, verbrennt Aruba teures Öl, das zu drei Vierteln importiert werden muss. Daher ist der Strom noch teurer als in Deutschland. „Nun werden wir beim Wachstum auf Qualität, nicht auf Quantität setzen“, erklärt Edwin Abath, Generalbevollmächtigter Arubas, in Berlin. Er zeigte Fotos, die den Wandel sichtbar machen sollen. „Seit neustem sieht es bei uns so aus, als hätten wir Autos den Krieg erklärt“, sagt er. Zumindest den Verbrennungsmotoren. Erste E-Autos und Hybride rollten nun über Aruba. Neue Fußgängerzonen und Plätze sollen die Lebensqualität für Touristen und die gut 100 000 Einheimischen steigern. Der erste Windpark decke immerhin schon 20 Prozent des Strombedarfs. Bald folge der zweite und der Flughafen erhalte nun ein Solarkraftwerk, erklärt Arubas Gesandter. Schon Ende 2014 soll 50 Prozent des Stroms grün erzeugt werden.

Den Insulanern beratend zur Seite steht auch das Unternehmen Younicos aus Berlin-Adlershof, Spezialist für die Vernetzung von regenerativ erzeugtem Strom mit den nötigen Stromspeichern. Wenn Aruba seine Energieversorgung tatsächlich bald umstellen kann, wäre das ein starkes Referenzprojekt auch für diese Firma. Kevin P. Hoffmann

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