zum Hauptinhalt
Deutsch-Amerikanische-Freundschaft. Die Milliardenverluste von Opel – im Bild ein „Rekord“ von 1950 samt Elvis-Figur – strapazieren seit Jahren die Geduld der Konzernmutter General Motors. Die IG Metall wirft ihrerseits der US-Zentrale Missmanagement vor. Foto: AFP

© AFP

Wirtschaft: Opel macht Arbeit

US-Konzern erwartet 2012 bis zu 1,4 Milliarden Euro Verlust und streicht 2600 Stellen.

Berlin - Die Folgen der europäischen Autokrise erreichen Detroit. Einen Verlust von bis zu 1,8 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) wird der in der US-Autostadt ansässige General-Motors-Konzern (GM) für seine europäischen Töchter Opel und Vauxhall in diesem Jahr verbuchen. Dies gab GM am Mittwoch bekannt. Allein im abgelaufenen Quartal betrug das Minus knapp 500 Millionen Dollar. Um die Kosten zu drücken und Überkapazitäten abzubauen, streicht GM im laufenden Jahr 2600 von insgesamt 40 000 Stellen in Europa – 2300 Mitarbeiter haben das Unternehmen 2012 bereits verlassen. Außerdem wird die Produktion in einigen Werken zurückgefahren.

Eine Lösung für das seit Jahren verlustreiche Europa-Geschäft wird von Quartal zu Quartal dringender gebraucht – zumal GM im Rest der Welt und auf seinem Heimatmarkt sehr erfolgreich ist. Dank guter Geschäfte in den USA fuhr der größte US-Autobauer im Quartal einen operativen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar ein – deutlich mehr, als Analysten erwartet hatten. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 37,6 Milliarden Dollar. GM-Chef Dan Akerson sprach von einem „soliden Quartal“. Nach Angaben der Finanzagentur Bloomberg haben Opel und Vauxhall seit 1999 Verluste in Höhe von 17,3 Milliarden Dollar angehäuft.

Und eine Trendwende ist nicht in Sicht. 2013 erwartet GM auf dem europäischen Automarkt wenig Besserung. Außerdem ziehen sich die Verhandlungen mit den Gewerkschaften über ein Sanierungskonzept für Opel für die Zeit nach 2016 ergebnislos hin. Bis 2014 sind an den vier deutschen Opel-Standorten betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Betriebsrat und IG Metall fordern eine „Beschäftigungsbrücke“ über das Jahr 2016 hinaus und ein Zukunftskonzept bis 2022.

Ähnlich wie GM geht es dem US-Wettbewerber Ford, der ebenfalls in Europa Milliarden verbrennt und auf dem US- Markt gleichzeitig profitabel arbeitet. In Europa schrieb Ford im dritten Quartal vor Steuern einen Verlust von fast einer halben Milliarde Dollar, die Hälfte mehr als vor Jahresfrist. Konzernchef Alan Mulally hat deshalb angekündigt, drei Werke in Belgien und Großbritannien mit insgesamt 5700 Mitarbeitern zu schließen, um in Europa bis 2015 wieder profitabel zu werden. Die Produktion soll durch die Werksschließungen um 350 000 Einheiten zurückgenommen werden.

Auch Fiat – Eigentümer des dritten großen US-Autoherstellers Chrysler – hatte am Dienstag angekündigt, wegen der ausufernden Absatzkrise in Europa die Geschäftsziele für die kommenden Jahre massiv kürzen zu müssen. Der französische PSA-Konzern versucht unterdessen zusammen mit Opel, im Einkauf und bei der Entwicklung gemeinsamer Fahrzeuge Kosten zu sparen.

Inzwischen kursieren auch Gerüchte, dass die angeschlagenen Unternehmen eine große Lösung für das Europageschäft anstreben. Bloomberg zufolge hat Fiat-Chef Sergio Marchionne PSA Peugeot Citroën und GM Anfang dieses Monats eine paneuropäische Allianz der Hersteller vorgeschlagen, um dem Autobauer Volkswagen Konkurrenz zu machen. Der Fiat-Chef dementiert dies.

„Vor uns liegt noch viel Arbeit, besonders in Europa“, sagte GM-Finanzchef Dan Ammann am Mittwoch in Detroit. Es zeigten sich aber bereits erste Fortschritte dank einer disziplinierten Geschäftsführung. Die Zahlen fallen aber immer noch desaströs aus: Der Umsatz von Opel und Vauxhall brach in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20 Prozent ein, der Absatz um 13 Prozent auf 818 000 Fahrzeuge. Statt 940 000 Autos liefen in den Werken nur noch 718 000 Autos vom Band. Der Abbau von 2600 Stellen erfolgt durch freiwillige Abfindungs- und Vorruhestandsangebote sowie durch natürliche Fluktuation. Als Teil der Sparpläne fährt Opel auch seine Lagerbestände kräftig zurück. Seit Februar wurden sie im Unternehmen und bei Händlern um 100 000 Fahrzeuge gesenkt. Weitere 20 000 sollen bis Jahresende hinzukommen. 2012 werden die Fixkosten voraussichtlich um rund 300 Millionen Dollar gesenkt. Eine Reduktion um weitere 500 Millionen Dollar ist für den Zeitraum 2013 bis 2015 angepeilt. mit dpa, dapd

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false