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Jede Menge Medien. Das Kulturkaufhaus am S-Bahnhof Friedrichstraße feiert sein 15-jähriges Bestehen.

© Steffi Loos / dapd

Ortstermin: Peter Dussmann trank den ersten Tee

Der Konzerngründer war trotz seiner schweren Krankheit der erste Gast im neuen Restaurant, das am heutigen Mittwoch zum 15-jährigen Bestehen im Kulturkaufhaus an der Berliner Friedrichstraße öffnet.

Am Sonntag habe Peter Dussmann dort mit seiner Frau Catherine von Fürstenberg-Dussmann einen Tee getrunken und auch die „Vertikalen Gärten“ mit tropischen Pflanzen im Atrium bewundert, erzählen Mitarbeiter.

In der Regel ist der Besuch eines Unternehmers im eigenen Haus nichts Besonderes. Doch der 74-jährige Gründer des Dienstleistungskonzerns mit 58 000 Beschäftigen in 21 Ländern ist seit einem Schlaganfall vor vier Jahren ein Pflegefall, er lebt zurückgezogen in Südfrankreich. Sein Abstecher nach Berlin belegt, wie stark er sich dem Kulturkaufhaus verbunden fühlt.

Dabei war dessen Erfolgsgeschichte mit zuletzt 35 Millionen Euro Umsatz und drei Millionen Besuchern pro Jahr die Folge eines Flops. Als Dussmann in den 90er Jahren seine Firmenzentrale an der Friedrichstraße baute, wollte er die unteren Etagen als Shoppingcenter vermieten. Doch niemand war interessiert. Catherine von Fürstenberg-Dussmann, die heute als Stiftungsratsvorsitzende die Geschicke des Konzerns bestimmt und aus den USA stammt, bringt es am Dienstag auf den Punkt: „Damals war das Wild East, es war nicht so sexy hier.“ Rundum habe es keine großen Geschäfte gegeben. Während eines Urlaubs habe ihr Mann, dessen Vater Buchhändler war, plötzlich „Ich hab’s, Catherine!“ gerufen und ihr die Idee des Kulturkaufhauses erklärt.

Diese Berliner Institution sei kein Hobby, sagt Dirk Brouwers, Vorstandschef der Dussmann-Gruppe. Das Haus habe stets Gewinn erzielt und trage zum Markenbild bei. Tatsächlich betreibt Dussmann inzwischen auch „Kulturkindergärten“. Als erstes Kaufhaus öffnete es bis in die Nacht und wurde bekannt als Kämpfer gegen den Ladenschluss.

Aber die durch Internet-Versandhäuser und Online-Musikshops ausgelösten Umbrüche im Medienmarkt „gehen nicht spurlos an uns vorbei“, gibt Kaufhausleiterin Julia Claren zu. Zu ihrer Strategie gehört, dass sich das Kaufhaus durch Verkäufer aus der Kulturszene hervorheben soll; Claren selbst ist gelernte Opernsängerin. Regelmäßig gibt es Lesungen und Konzerte, auch das neue Restaurant „Ursprung“ im Untergeschoss wirbt nicht nur mit Speisen aus regionalen Zutaten, sondern soll als Bühnenraum für bis zu 100 Gäste dienen.

Jetzt will Claren „schneller als der Onlinehandel“ werden. Ab der Adventszeit können Kunden Wunschzettel abgeben, mailen oder durchtelefonieren. Wenig später liege alles Gewünschte abholfertig bereit, heißt es. Und für 2013 plant Claren einen „möglichst Co2-freien“ Lieferservice. Vielleicht rollen also bald Elektroautos oder Fahrradkuriere für Dussmann durch Berlin.

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