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Pfingstwochenende: Spekulanten treiben Benzinpreis

Die Benzinpreise in Deutschland erreichen in diesen Tagen immer wieder neue Jahreshöchststände. Am Donnerstag kostete ein Liter Superbenzin im bundesweiten Durchschnitt rund 1,32 Euro.

Der Durchschnittspreis für Diesel bleib im Vergleich mit den letzten Wochen dagegen relativ stabil. Am Donnerstag kostete ein Liter 1,07 Euro. Das ergab eine Umfrage des Energie-Informationsdienstes (EID) in Hamburg unter Tankstellen im gesamten Bundesgebiet. In Berlin lagen die Preise, wie üblich, etwas unter dem Bundesdurchschnitt.

Der größte deutsche Automobilklub ADAC kritisierte zum Auftakt des langen Pfingstwochenendes in einer Mitteilung die „massiv überteuerten Preise“. Seine Begründung: Ein Liter Super koste 0,3 Cent mehr als in der Vorwoche. „Offensichtlich haben die Mineralölkonzerne ihre vor Reisewellen üblichen Preiserhöhungen bereits eingeleitet“, erklärte der ADAC.

Nur 0,3 Cent mehr in einer Woche? Der Rohstoffexperte Heino Elfert kann darüber nur lachen. Eine derartige Steigerung binnen einer Woche sei nicht der Rede wert. Der Herausgeber des EID hält derartige ADAC-Mitteilungen vor Feiertagen für reinen Populismus. Gleichwohl hält auch Elfert den Benzinpreis für überteuert – allerdings wittert er dahinter keine Verschwörung der Mineralindustrie, sondern Spekulationen an den Rohstoffbörsen.

Das könne man gut an den Notierungen der Börsen in New York und Rotterdam, wo die Benzinpreise für Europa ermittelt werden, ablesen: Der Preis für Rohöl sei seit seinem mehrjährigen Tiefststand zum Jahreswechsel um etwa 60 Prozent auf aktuell rund 62 Dollar je Barrel (159) Liter gestiegen. Die Preise für Benzin, das aus Öl gewonnen wird, sogar um 100 Prozent. „Weder der Anstieg des Rohölpreises noch der für Benzin sind durch konjunkturelle Daten oder erhöhte Nachfrage zu rechtfertigen“, sagt Elfert. Schon seit Monaten sei viel mehr Öl und Benzin auf dem Markt, als tatsächlich gebraucht werde. Das erkenne man daran, dass die Behörden regelmäßig melden, dass die Lager so voll sind wie seit Jahrzehnten nicht.

Geringe Nachfrage weltweit, aber trotzdem steigt der Preis: „Das bedeutet, dass sich Spekulanten derzeit mit Öl- und sogar Benzin-Kontrakten eindecken“, sagt Elfert. „Ohne diesen Spekulationsfaktor müsste der Ölpreis nicht bei 62, sondern bei rund 50 Dollar liegen“, schätzt Elfert. Folglich müsse ein Liter Superbenzin mit allen Steuern und Abgaben rund 1,20 Euro kosten – etwa zehn bis zwölf Cent weniger als derzeit.

Diesel und Heizöl seien von dieser Spekulation so gut wie nicht betroffen. Ihre Preise stiegen an den Rohstoffmärkten lediglich um etwa zehn Prozent seit Jahresbeginn. Ein Liter Diesel ist derzeit rund 25 Cent billiger als ein Liter Super. Im Januar lagen die Preise noch fast gleichauf. Kevin P. Hoffmann

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