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Wirtschaft: Piëch siegt

VW-Chef Pischetsrieder verliert gegen seinen Vorgänger / Audi-Chef Winterkorn soll Nachfolger werden

Berlin - VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hat den Machtkampf in Wolfsburg gewonnen. Sein Nachfolger Bernd Pischetsrieder tritt zum Ende des Jahres zurück und wird vom Audi-Chef und Piëch-Vertrauten Martin Winterkorn ersetzt. Eine entsprechende Empfehlung gab das Präsidium des Aufsichtsrats dem gesamten Aufsichtsrat für dessen nächste Sitzung am 17. November. Dem Präsidium gehören neben Piëch als Vertreter der Anteilseigner Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking an. Für die Arbeitnehmer sitzen IG-Metall-Chef Jürgen Peters und zwei Betriebsräte in dem wichtigen Gremium.

Mit Pischetsrieders Rücktritt hat sich Piëch vor allem gegen Wulff und Wiedeking durchgesetzt, die sich in der Vergangenheit demonstrativ vor Pischetsrieder gestellt hatten. „VW ist auf einem guten Weg, der konsequent weiter beschritten werden muss“, erklärte Wulff am Dienstagabend in Hannover. Noch deutlicher als bisher dürfte die Richtung dabei von Piëch mitbestimmt werden.

Nachdem Pischetsrieder im Zusammenhang mit der Rover-Krise bei BMW ausgeschieden war, hatte ihn Piëch im Jahr 2000 nach Wolfsburg geholt und zu seinem Nachfolger aufgebaut. Im Frühjahr 2002 wurde Pischetsrieder dort Chef. Zum mehr oder weniger offenen Zerwürfnis kam es im Oktober 2005. Der Sportwagenhersteller Porsche, der großteils den Familien Porsche und Piëch gehört, war bei VW eingestiegen. Daraufhin versuchte Wulff als Vertreter des bisherigen Mehrheitsaktionärs Niedersachsen, Piëch wegen eines möglichen Interessenkonflikts aus dem VW- Aufsichtsrat zu drängen. Pischetsrieder unterstützte Wulff, indem er ein Gutachten in Auftrag gab. „Zwischen den Zeilen war klar zu hören, dass weder Piëch noch ein Porsche-Vertreter etwas im VW-Aufsichtsrat zu sagen haben“, sagte damals ein Aufsichtsrat über das Gutachten. Wulff und Pischetsrieder wollten den Alten loswerden – und der schlug trocken zurück. Wenige Wochen später setzte er mit Hilfe der Arbeitnehmervertreter den bisherigen Audi-Personalvorstand und IG-Metall-Mann Horst Neumann als neuen VW-Personalchef durch. Gegen den ausdrücklichen Willen von Pischetsrieder und Wulff. Pischetsrieder soll damals gedroht haben, wenn Neumann komme, werde er gehen. Als er dann merkte, dass Piëch und Peters das in Kauf nehmen würden und womöglich schon einen Nachfolger hatten, drehte er bei. Neumann wurde Personalchef. Bereits damals fiel der Name Winterkorn als Nachfolger für Pischetsrieder. Winterkorn hat lange mit Piëch in Wolfsburg und Ingolstadt gearbeitet; gemeinsam haben sie die Premiumstrategie von VW (Modell „Phaeton“) umgesetzt.

Die Demontage Pischetsrieders setzte Piëch im vergangenen Frühjahr fort, als er öffentlich orakelte, der Vorstandsvorsitzende habe womöglich keine Mehrheit mehr im Aufsichtsrat. Nachdem Pischetsrieder der IG Metall dann Zugeständnisse vor allem bei den konzerneigenen Komponentenwerken gemacht hatte, wurde sein Vertrag schließlich doch noch um fünf Jahre verlängert – um sechs Monate später vorzeitig aufgelöst zu werden. In der Zwischenzeit hat Porsche seinen Anteil deutlich erhöht und geht offenbar Richtung 30 Prozent. Zwar blockiert das VW-Gesetz noch einen Einfluss entsprechend der Höhe des Anteils. Doch Porsche und damit auch Piëch bestimmen bereits, wo es in Wolfsburg langgeht.

Der neue Chef Winterkorn ist ein Gefährte Piëchs aus gemeinsamen Audi-Zeiten in den 80er Jahren. Später holte Piëch Winterkorn nach Wolfsburg, wo er im Jahr 2000 in den Vorstand rückte. Seit März 2002 ist der 59-Jährige Audi-Chef und hatte bislang den Ehrgeiz, die Marktführer im Premiumsegment, Mercedes und BMW, in den nächsten Jahren einzuholen. Darum muss sich nun sein – noch unbekannter – Nachfolger kümmern.

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