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Pilotprojekt: Auch RWE nimmt "sauberes" Kohlekraftwerk in Betrieb

Nach Konkurrent Vattenfall nimmt auch RWE ein Kohlekraftwerk in Betrieb, das Kohlendioxid abtrennt. Umweltverbände warnen vor einem energiepolitischen Irrweg.

Der Energiekonzern RWE hat heute im nordrhein-westfälischen Niederaußem Deutschlands erste Pilotanlage in Betrieb genommen, die in einem Kohlekraftwerk anfallendes Kohlendioxid durch ein Waschverfahren abtrennt. Sie kostet rund neun Millionen Euro, die Bundesregierung fördert das Projekt mit einem Zuschuss von 40 Prozent. Auch BASF und die Gasspezialist Linde unterstützen die Entwicklung der Anlage. 

Zur Eröffnung durch RWE-Chef Jürgen Grossmann kamen CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). "Die CO-Rauchgaswäsche zeigt, dass wir einem 'Kohlekraftwerk der Zukunft' näher kommen", sagte er.

Fieberhaft arbeiten die deutschen Energiekonzerne an der Entwicklung von Kraftwerken, die das Treibhausgas Kohlendioxid abscheiden, um es später unter Tage zu verpressen. In Zeiten des Klimawandels haben sie nur mit der sogenannten CCS-Technologie die Möglichkeit, ihren Kraftwerkspark weiter zu behalten und den Bau neuer Anlagen zu rechtfertigen.

Bereits vergangenen Herbst hatte Vattenfall daher in der Lausitz Deutschlands erste Pilotanlage in Betrieb genommen. Während Vattenfall auf das Oxyfuel-Verfahren setzt, bei dem das Klimagas schon im Verbrennungskessel abgetrennt wird, favorisiert RWE die Rauchgaswäsche. Der Vorteil: Die Technologie ist nachrüstbar, weil die Abgase erst ganz zum Schluss gefiltert werden. Dabei wird das Rauchgas über ein Waschmittel geleitet, an dem sich Kohlendioxid bindet. Allerdings ist der Energieaufwand enorm, da die Rauchgaswäsche nur bei bestimmten Temperaturunterschieden funktioniert. Größtes Ziel von RWE ist daher, die Wirkungsgradverluste, die zurzeit bei acht bis zehn Prozent liegen, zu senken.

Noch ist die Anlage in Niederaußem klein: Sie wäscht im Testbetrieb

Nicht nur die Technik, auch der Abtransport des Kohlendioxids ist umstritten. Während Vattenfall in seiner Pilotanlage das Klimagas per LKW nach Ketzin im Havelland bringen lässt, wo es testweise unter Tage gelagert wird, führt RWE das Gas erst einmal zurück in den Kraftwerksprozess, da es in der Nähe kein unterirdisches Lager gibt. Gegen den Transport per Pipeline - RWE spricht von einer Klimaschutz-Pipeline  - und die Speicherung in leeren Gaskavernen in Norddeutschland organisieren sich bereits Bürgerinitiativen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, muk 18.8.2009

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