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Wirtschaft: Pischetsrieder will VW-Führungskrise aussitzen

Volkswagen-Chef: „Tun, was nötig ist“ / Nutzfahrzeugsparte fährt überraschend gutes Ergebnis ein

Berlin - Im Machtkampf um die Spitze des größten deutschen Autokonzerns hat Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder erstmals öffentlich eingeräumt, dass sein Stuhl wackelt. Auch er kenne „kein Unternehmen, bei dem der Vorstandsvorsitzende gegen den Willen von zehn Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat bestehen kann“, sagte Pischetsrieder der „Financial Times“ am Rande des Genfer Autosalons. „Das wird mich allerdings nicht davon abhalten, das zu tun, was nötig ist“. Damit reagierte Pischetsrieder auf Äußerungen des VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, der eine Vertragsverlängerung für Pischetsrieder öffentlich in Zweifel gezogen hatte.

Pischetsrieder steht wegen des drohenden Wegfalls von bis zu 20 000 Stellen bei der Kernmarke VW bei den Arbeitnehmern in der Kritik. Sie stellen zehn der 20 Mitglieder im VW-Aufsichtsrat. Piëch sagte dazu dem „Wall Street Journal Europe“ vom Mittwoch, er kenne „kein Unternehmen in Deutschland, wo jemand mit zehn Arbeitnehmer-Gegenstimmen überleben könnte“. Pischetsrieders Vertrag läuft im kommenden Jahr aus. Eigentlich sollte sein Vertrag vorzeitig verlängert werden.

Bei Analysten rief der VW-Führungsstreit Unverständnis hervor. „Zu der jetzigen Führungsmannschaft bei VW gibt es keine Alternative“, sagte Albrecht Denninghoff, Auto-Analyst bei der Hypo-Vereinsbank, dem Tagesspiegel. Zwar sei der Stil der Piëch-Äußerungen „diskutabel“. Der Aufsichtsratsvorsitzende lenke zudem „geschickt von seiner eigenen Rolle ab“. Wichtiger sei jedoch der Hinweis Piëchs auf die zehn Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. „Die müssen sich jetzt positionieren. An der Notwendigkeit, das Unternehmen zu restrukturieren, kann kein Arbeitnehmervertreter ernsthaft zweifeln“, sagte Denninghoff und stellte die Diskussion um die Vertragsverlängerung Pischetsrieders in Zusammenhang mit den anstehenden Betriebsratswahlen Ende März/Anfang April. „Wenn IG Metall und Betriebsrat Pischetsrieder nicht wollen, dann müssen sie sagen, wer VW stattdessen sanieren soll.“

Unterdessen meldete die Nutzfahrzeug-Sparte erstmals seit zwei Jahren wieder ein positives Ergebnis. Mit einem operativen Gewinn von 102 Millionen Euro habe VW-Nutzfahrzeuge (VWN) sein Ziel nicht nur erreicht, sondern übertroffen, sagte Vorstand Bernd Wiedemann am Donnerstag in Hamburg. Verantwortlich für das gute Ergebnis sei vor allem das Sparprogramm „ForMotion“ gewesen. Der Umsatz stieg 2005 um 20,8 Prozent auf über sieben Milliarden Euro, der Absatz nahm um 17,6 Prozent zu. Im vergangenen Jahr wurden erstmals weltweit über 400 000 VW-Nutzfahrzeuge verkauft.

„Das ist ein historischer Rekord“, sagte Wiedemann und kündigte den Bau eines „robusten Pick-Up“ an, mit dem die Marke in spätestens drei Jahren eine Lücke im Fahrzeugprogramm schließen will. Das Auto soll in Europa und vor allem in Schwellenländer verkauft werden, nicht jedoch in die Vereinigten Staaten. Im laufenden Jahr solle der VWN-Gewinn weiter steigen, sagte Wiedemann.

VWN produziert Nutzfahrzeuge sowie Fahrzeugteile in Hannover. Weitere Standorte sind Poznan (Polen) und Resende (Brasilien).

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