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Eine Ein-Euro-Münze steht zur Hälfte im Wasser.

© dpa

Preise steigen im Februar nur um 0,7 Prozent: Euro-Zone rutscht in Richtung Deflation

Die Inflation war im Februar extrem gering. Das ist gefährlich – und erhöht den Druck auf die Europäische Zentralbank.

Was für eine Vorstellung: Eine Jeans, der Kinobesuch, die Tankfüllung oder die Miete würden billiger, statt immer nur teurer. Mit dem gleichen Betrag ließe sich intensiver shoppen, endlich einmal gäbe es mehr fürs Geld. Oder?

In mehreren Ländern Europas ist das bereits so: In Griechenland, Zypern und Portugal sinken die Preise, und das schon seit längerer Zeit. Im gesamten Euroraum lag die Inflationsrate im Februar nur noch bei 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, schätzte das europäische Statistikamt Eurostat am Montag. Das ist wenig, liegt aber noch einmal unter der ersten Schätzung von 0,8 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt als Zielmarke für stabile Preise eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an. In den vergangenen vier Jahren war die Rate nur in einem Monat niedriger als im Februar – im Oktober 2013.

Fallende Preise können eine gefährliche Entwicklung in einer Volkswirtschaft in Gang setzen. Rechnen Verbraucher und Unternehmen damit, dass größere Anschaffungen und Investitionen immer billiger werden, schieben sie sie vor sich her, denn es könnte ja noch billiger werden. Das könnte die Gesamtnachfrage auf Dauer drücken – ein Szenario, das vor allem die südlichen Euro-Länder fürchten, deren Wirtschaftsleistung im Zuge von Reformanstrengungen kaum vorankommt.

Was muss die EZB tun?

Vor allem fallende Preise für Heizöl und Benzin dämpften zuletzt den Preisdruck. „Hinzu kommt die aktuelle Aufwertung des Euro, die Importe verbilligt“, fügt Rolf Schneider hinzu, Leiter Volkswirtschaft bei der Allianz. Die EZB hatte bei ihrer jüngsten Sitzung Anfang März nichts getan, um den geringen Preisauftrieb zu beschleunigen. Womöglich muss sie den Leitzins von 0,25 Prozent aber noch einmal senken, oder mit anderen Mitteln dafür sorgen, dass zusätzliches Geld in den Wirtschaftskreislauf kommt und die Preise nicht verfallen. „Deflationsgefahr ist etwas sehr Reales“, hatte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), kürzlich gemahnt. Er rät seinem Ex-Arbeitgeber EZB, nun im großen Stil Anleihen zu kaufen, um die Kreditvergabe in Südeuropa wieder anzukurbeln.

Geldpolitische Hardliner wie die Bundesbank oder das Kieler Institut für Weltwirtschaft halten davon wenig. Ihnen geht die Politik der Notenbank schon jetzt zu weit; zusätzliches Geld wollen sie auf keinen Fall in die Märkte pumpen. Auch Allianz-Mann Schneider hält derzeit kein Eingreifen für nötig. „Was ist so problematisch, wenn etwa in Griechenland bei sinkenden Kosten auch die Preise sinken? Das dämpft zumindest den Entzug der Kaufkraft dort“, argumentiert er. Erst ein konjunktureller Rückschlag würde die Zentralbank zum Handeln zwingen.

EZB-Chef Mario Draghi hält sich noch zurück. Die Gefahr einer Deflation sei „sehr limitiert“, hatte er Anfang des Monats gesagt. Vergangene Woche signalisierte er aber, über den gestiegenen Euro-Kurs besorgt zu sein. Womöglich bereitet er die Finanzmärkte bald auf eine neue Überraschung vor – mit dem niedrigen Preisanstieg vom Februar hat er ein Argument mehr.

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