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Wer weg will, zahlt drauf. Eine einfache Fahrt von Berlin nach Dortmund wird künftig zwei Euro mehr kosten. Foto: dpa

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Wirtschaft: Pünktlich teurer

Die Bahn erhöht zum 9. Dezember die Preise für Tickets und Bahncard – und setzt modernere Züge ein.

Berlin - Die gute Nachricht ist: Nicht alles wird teurer bei der Deutschen Bahn. Wer frühzeitig einen festen Zug bucht, kann weiterhin eine einfache Fahrt ab 29 Euro in der zweiten Klasse kaufen, Kurzstrecken bis 250 Kilometer gibt es ab 19 Euro. Derzeit entfallen nach Angaben der Bahn knapp 30 Prozent aller Fernfahrten auf diese Sparpreise. Allerdings, so kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn, steige auch der durchschnittliche Preis für die Spartickets immer weiter an, weil es schlicht immer weniger Tickets zu den niedrigen Preisen gebe.

Am Dienstag kündigte die Bahn an, die Preise im Fern- und Nahverkehr ab dem 9. Dezember im Schnitt um 2,8 Prozent anzuheben. Noch sind die neuen Fahrpreise nicht für alle Verbindungen ausgerechnet. Zwei Beispiele ab Berlin nennt das Unternehmen jedoch: Die einfache Fahrt von Berlin nach Dortmund kostet heute 96 Euro, nach der Erhöhung 98 Euro. Im Regionalverkehr steigt der Preis für ein Ticket von Berlin nach Stendal von 20,60 Euro auf 21,20 Euro. Auch die Bahncards werden teurer: Die Bahncard 50 wird um sieben Euro teurer und kostet 247 Euro, die Bahncard 25 wird 60 Euro kosten. Die Preise im Nahverkehr, also auch bei der Berliner S-Bahn, sind davon nicht betroffen. Als Begründung für die Preiserhöhungen führt die Bahn vor allem die gestiegenen Energiepreise an.

„Ich halte die Preiserhöhungen nicht für gerechtfertigt“, kritisierte der Grünen-Politiker Toni Hofreiter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag. Der Anstieg liege deutlich über der Inflationsrate und auch über den durchschnittlichen Kostensteigerungen. „Letztlich kann man dies nur mit einem echten Mehrwert begründen, den kann ich aber nicht erkennen“, sagte Hofreiter. Die Bahn habe immer noch erhebliche Qualitätsprobleme, etwa bei der Pünktlichkeit.

Tatsächlich konnte die Bahn die hohen Preise für Diesel und Strom sowie die gestiegenen Personalkosten bisher ganz gut verkraften. Im ersten Halbjahr 2012 stieg die Zahl der Fahrgäste um vier Prozent auf mehr als eine Milliarde. Im gleichen Zeitraum setzte die Bahn 19,5 Milliarden Euro um, 3,3 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Und im Fernverkehr, also mit IC- und ICE-Verbindungen, konnte das Unternehmen den Gewinn auf rund 200 Millionen Euro mehr als vervierfachen.

Dabei profitiert die Bahn auch von den gestiegenen Energiekosten, weil das Autofahren ebenfalls teurer geworden ist. „Wir sehen, dass wir mit interessanten Angeboten die Menschen zum Umstieg vom Auto auf den Zug bewegen können“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube im Juli in Berlin, als er die Halbjahreszahlen vorstellte. Der Verkehrsclub Deutschland kritisiert dennoch, dass sich trotz der gestiegenen Ticketpreise Zugangebot und Fahrpläne nicht verbessert haben.

Das soll sich zum Fahrplanwechsel ändern. Sofern Siemens pünktlich liefert, wird die Bahn ab dem 9. Dezember acht neue ICE-Züge der dritten Generation als Reserve im Einsatz haben, kündigte Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg an. Bevor die Züge aber fahrplanmäßig eingesetzt werden, sollen sie erst in den Probelauf. Sicher ist, dass zu dem Zeitpunkt 150 modernisierte Wagen in der IC-Flotte zum Einsatz kommen. Insgeamt sollen 770 Wagen bis 2014 generalüberholt werden.

An einer weiteren Neuerung arbeitet die Bahn noch: Die City-Ticket-Funktion soll erweitert werden. Bisher können Bahncard-Inhaber an ihrem Zielbahnhof eine kostenlose Anschlussfahrt im Nahverkehr nutzen. Künftig soll das dann auch für die Anfahrt zum Startbahnhof gelten. Allerdings verhandelt die Bahn derzeit noch mit den Nahverkehrsunternehmen. Sollten die zustimmen, würde die Bahncard 25 noch einen Euro teurer, bei der Bahncard 50 wären es zwei Euro.

Wer langfristig plant, kann zu Weihnachten allerdings noch zu den alten Preisen mit der Bahn verreisen. Zwar erhöht die Deutsche Bahn ihre Tarife zum Fahrplanwechsel. Doch wer bis zum 8. Dezember ein Ticket im Vorverkauf erwirbt, zahlt noch den heute geltenden Preis. Der Vorverkauf für Tickets ab dem 9. Dezember beginnt am 15. Oktober.

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