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Deutsche-Bank-Chef John Cryan kann nicht auf die Hilfe der Kanzlerin zählen.

© DANIEL ROLAND/AFP

Rekordtief: Deutsche-Bank-Aktien im freien Fall

Anleger hatten wohl darauf gehofft, dass die Deutsche Bank Staatshilfen wegen der Milliardenstrafe in den USA erhält. Die Bundesregierung weist dies zurück.

Die Deutsche Bank will ihre Probleme alleine lösen - aber die Anleger glauben ihr nicht. Die Aktie stürzte am Montagnachmittag auf ein neues Rekordtief von 10,66 Euro. Damit ist Deutschlands größtes Geldhaus an der Börse noch knapp 16 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Umgerechnet gut zwölf Milliarden Euro hat das US-Justizministerium als Strafe für unsaubere Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt vor der Finanzkrise aufgerufen.

Die Bank geht zwar fest davon aus, die Summe - die die Rückstellungen deutlich übersteigt - im Verhandlungspoker noch drücken zu können. Doch viele Investoren haben offenbar Zweifel, was die Widerstandsfähigkeit der Bank insgesamt angeht. Denn der US-Hypothekenstreit ist nur eine von mehreren großen Rechtsstreitigkeiten. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank im Moment wegen ihres Umbaus kaum Geld verdient und die Kapitaldecke ohnehin vergleichsweise dünn ist.

Der Aktienkurs hat sich seit Jahresanfang bereits mehr als halbiert.

Staatshilfen "kategorisch" ausgeschlossen

Die Sorge vor einer weiteren Kapitalerhöhung ist nun noch größer geworden. Denn die Bundesregierung hat das Thema Staatshilfe vorerst vom Tisch gewischt. "Es gibt keinen Anlass für solche Spekulationen, wie sie da angestellt werden, und die Bundesregierung beteiligt sich auch an solchen Spekulationen nicht", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Er nahm Bezug auf das Magazin "Focus", das in seiner jüngsten Ausgabe unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, Bundeskanzlerin Angela Merkel schließe Staatshilfen im Wahljahr 2017 "kategorisch" aus.

Bei einem "Geheimtreffen" im Sommer habe Merkel Bankchef John Cryan zudem die Hoffnung genommen, sich diplomatisch in den US-Hypothekenstreit einzuschalten, berichtete das Magazin. Nach den Worten von Seibert geht die Bundesregierung allerdings davon aus, dass in den Vergleichsgesprächen ein "faires Ergebnis" erzielt wird.

Institut wirbt um Vertrauen

Die Deutsche Bank wollte das Treffen mit Merkel nicht weiter kommentieren. Ein Insider bestätigte, dass das Gespräch im Juli stattgefunden hat. Dabei sei es aber um die Auswirkungen des Brexit-Votums gegangen, das damals nur wenige Tage zurücklag. Angesichts des Ausverkaufs der Aktie sah sich das Geldhaus am Montag trotzdem gezwungen, in die Offensive zu gehen - mit einer kämpferischen Ansage: "Die Deutsche Bank ist fest entschlossen, ihre Herausforderungen alleine zu lösen", sagte ein Sprecher. "John Cryan hat zu keinem Zeitpunkt die Bundeskanzlerin darum gebeten, dass die Regierung im Hypothekenverfahren mit dem amerikanischen Justizministerium interveniert."

Auch die Frage einer Kapitalerhöhung stelle sich derzeit nicht, da die Bank alle Vorgaben der Regulierer erfülle. Im Gespräch mit dem Sender CNBC fügte der Sprecher später hinzu, das Geschäftsmodell der Bank sei in Ordnung. "Das dritte Quartal ist fast zu Ende und ich kann Ihnen heute sagen: es geht uns gut und wir fühlen uns sehr wohl." Auch das Liquiditätspolster sei in Ordnung. Die Deutsche Bank brauche aber eben Zeit, sich durch ihre Rechtsstreitigkeiten zu arbeiten. "Wir machen unsere Hausaufgaben."

Die Zahlen zum dritten Quartal sollen am 27. Oktober veröffentlicht werden. Eine positive Überraschung hat bislang niemand erwartet. Die Analysten von Mediobanca schrieben zu Wochenbeginn in einem Kurzkommentar, die Deutsche Bank werde um eine Kapitalerhöhung nicht herumkommen, Hypothekenstrafe hin oder her. So sei beispielsweise auch noch offen, ob der Verkauf der Postbank zur Kapitalentlastung überhaupt gelingt und wie die strengere Regulierung unter dem Schlagwort "Basel IV" durchschlägt. So lange es aber so viele Unbekannte in der Rechnung gebe, sei es mühsam, über das Ausmaß der Kapitalmaßnahme zu spekulieren. (rtr)

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