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Mini-Zinsen: Rentenexperten raten zu kurzen Anleihelaufzeiten

Mit kärglichen 0,64 Prozent verzinst der Bund aktuell seine Tagesanleihe. Das angelegte Geld verliert also an Wert. Die Zinswende kommt Experten zufolge erst 2012.

Eine Zahl vorweg: Jeder Zinssatz unter rund 1,6 Prozent reicht derzeit nicht aus, um angelegtes Geld tatsächlich zu vermehren. Denn bei diesem Wert werden gerade einmal die gegenwärtige Inflationsrate (zuletzt 1,3 Prozent) und die Abgeltungsteuer abgedeckt. Auch wenn die Zinsmärkte sich von ihren Tiefs erholt haben, ist es weiter nicht einfach, mit festverzinslichen Anlagen Geld zu verdienen.

Mit kärglichen 0,64 Prozent etwa verzinst der Bund aktuell seine Tagesanleihe. Das angelegte Geld verliert also an Wert. Wer real positive Renditen möchte, muss sein Geld dem Bund mehr als vier Jahre leihen, denn erst ab diesen Laufzeiten steigen die Renditen über 1,6 Prozent. Auch zehnjährige Bundesanleihen, zeitweise schon bei 2,09 Prozent angelangt, liegen wieder über der Marke von 2,5 Prozent.

Der Hintergrund: Viele Bond-Käufer sitzen auf satten Kursgewinnen, denn Renditen und Kurse bewegen sich gegenläufig. 2008 etwa lagen die Renditen noch bei mehr als vier Prozent. „Anleihen waren sehr heißgelaufen, da hat mancher schnell Gewinne mitgenommen“, sagt Thomas Amend, Volkswirt bei HSBC Trinkaus. Dennoch glaubt der Rentenspezialist, dass die Zinswende erst 2012 kommt, vor allem wegen der Probleme anderer Euro-Länder wie Griechenland. HSBC prognostiziert für 2011 neue Renditetiefs von 1,8 Prozent für Staatsanleihen, vor allem wegen der US- Notenbank, die weiter massiv Staatsanleihen zurückkaufen wolle. Dies werde den Markt mit Geld schwemmen, die Kurse stützen und die Renditen tief halten.

Nach Ansicht anderer Experten könnte die Zinswende indes inflationsbedingt schneller anstehen als die Finanzmärkte denken. Tatsächlich sind die Inflationserwartungen schon deutlich gestiegen. Für Deutschland werden 1,7 Prozent erwartet. Das Problem: Wer bei steigender Inflation niedrig verzinste Gelder hält, muss mit Einbußen rechnen. Während dies bei Tagesgeldern unproblematisch ist, könnten Besitzer von Staatsanleihen ins Straucheln geraten: Steigt die Inflation und damit der Marktzins, dann sind alte Papiere mit magerem Zinskupon unattraktiv und werden verkauft. Die Kurse fallen. Zwar garantiert der Finanzminister eine hundertprozentige Rückzahlung am Laufzeitende. Doch wer zu höheren Kursen gekauft hat, muss nicht nur ein Minus beim Kurs hinnehmen, sondern auch hoffen, dass die Inflationsrate nicht den Mini-Kupon aufzehrt, der ja zudem versteuert werden muss.

Die meisten Rentenexperten raten Privatanlegern weiter von sehr langen Laufzeiten ab. Bei kurzfristigen Anlagen ist guter Rat jedoch teuer: Mit 2,2 Prozent bietet die Bank of Scotland aktuell am meisten, doch ist die Einlagensicherung auf 50 000 Euro beschränkt. Deutsche Banken bieten Neukunden bestenfalls zwei Prozent (Ing Diba), Bestandskunden müssen sich mit maximal 1,6 Prozent (SKG) begnügen. Festgeld bringt erst ab zwei Jahren etwas mehr. (moc)

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