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Alle Zahlungen laufen künftig über Ebay.

© Andreas Klaer

Scheidung von Paypal: Ebay stellt sein Bezahlsystem in Deutschland um

Der Online-Händler Ebay ändert seine Zahlungsabwicklung. Dadurch sollen die Kosten sinken und die Bezahloptionen steigen.

Lange waren Ebay und Paypal so etwas wie siamesische Zwillinge. Als der Online-Händler auch einen Großteil seiner kleineren Verkäufer verpflichtete, den eigenen Zahlungsdienst anzubieten, ermittelte sogar das Kartellamt – und erlaubte die Praxis 2010 letztlich. Doch mit der Zeit wurde Paypal erfolgreicher als die Mutter, so erzielte der Zahlungsdienstleister im Vorjahr einen Umsatz von 15,4 Milliarden Dollar, bei Ebay waren es 10,7 Milliarden. Und schließlich wurde Paypal 2015 im Zuge eines Börsengangs abgespalten.   

Nun geht die Scheidung von Paypal in die nächste Runde: Neben den Quartalszahlen gab Ebay gestern Abend bekannt, dass der Konzern künftig in Deutschland die Zahlungen selbst verwaltet. Bislang haben Käufer die fälligen Summen direkt an den Verkäufer überwiesen, nun tritt Ebay als Mittler dazwischen. „Verkäufer können so an einem zentralen Ort gleichzeitig Bestellungen und Zahlungen managen“, sagt Ebay-Deutschlandchef Eben Sermon.

Das Unternehmen nutzt dabei den niederländischen Zahlungsdienstleister Adyen, zu dessen Kunden auch Spotify, Uber, Microsoft oder Flixbus zählen. Dadurch wird es eine größere Auswahl an Zahlungsoptionen als bisher geben, so kommen beispielsweise Google Pay und Apple Pay als neue Varianten hinzu, auch Lastschrift und Kreditkartenzahlung sollen angeboten werden. Zudem stehen künftig bei jedem Artikel die gleichen Bezahlmöglichkeiten zur Verfügung, bislang variieren sie sehr stark.  

Ebay will damit auch im Wettbewerb mit Amazon attraktiver werden. Zuletzt hatte das Unternehmen dazu mit Catch eine neue Plattform gestartet, auf der besonders günstige Artikel angeboten werden.

Kosten sollen sinken

Den Partner und den Plan an sich hatte Ebay schon im Vorjahr bekannt gegeben. „In den USA hat die Umstellung im September auch schon erfolgreich begonnen, nun wird das System in Deutschland als zweitem Markt weltweit eingeführt“, sagt Europa-Chef Sermon. Bis zum Ende des ersten Quartals 2019 hat Ebay in den USA über das neue System Zahlungen in Höhe von 363 Millionen US-Dollar verarbeitet und dabei nach eigenen Angaben „für die Verkäufer Ersparnisse in Höhe von 2,7 Millionen US-Dollar generiert“.

Auch für Deutschland verspricht Sermon: „Für viele Verkäufer werden die Kosten sinken“. Händler, die Paypal nutzen, zahlen bislang zwischen 1,5 und 1,9 Prozent des Verkaufspreises plus einen Fixbetrag von 35 Cent als Gebühr. Wie hoch die Gebühren künftig für die verschiedenen Bezahloptionen liegen, ist noch nicht bekannt.   

Allerdings geschieht der Prozess stufenweise und über einen längeren Zeitraum. In den nächsten Wochen sollen die ersten Händler benachrichtigt werden, wer frühzeitig bei der Umstellung berücksichtigt werden möchte, kann sich dann auch über ein Formular melden. Bis 2021 soll dann der Großteil der Zahlungen über das neue System abgewickelt werden. Das liegt auch daran, dass sich Ebay beim Börsengang von Paypal 2015 verpflichtet hatte, für fünf Jahre 80 Prozent der Geldüberweisungen weiter über den Dienst abzuwickeln.

Die Frage der Banklizenz

Allerdings schränkt Ebay in seiner Ankündigung ein: Der Start der Einführung der neuen Zahlungsabwicklung wird abhängig von der Erteilung der erforderlichen behördlichen Genehmigung erfolgen. Schließlich hat das Unternehmen schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht: 2012 hatte Ebay schon einmal angekündigt, die Zahlungen selbst abzuwickeln. In einer Pilotphase hatten bereits 500.000 Händler das System getestet, doch dann stoppte die Finanzaufsicht Bafin den Plan und forderte von Ebay eine Banklizenz. Die wurde dann 2014 von der Luxemburger Finanzaufsichtsbehörde (CSSF) erteilt.

Zum Stand des aktuellen Genehmigungsverfahrens erklärt Ebay nun: „Wir sind derzeit im Gespräch mit der CSSF, um die bestehende Payments-Lizenz von eBay zu nutzen, um die neue Zahlungsabwicklung in Deutschland und in den kommenden Jahren dann überall in der EU anzubieten“. 

Dieser Beitrag erschien zuerst im Entscheider-Briefing Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI. Hier anmelden und kostenlos testen: background.tagesspiegel.de/digitalisierung

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