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Wirtschaft: Schering-Chef Erlen kritisiert Gesundheitsministerin Schmidt

Der Vorstandsvorsitzende des Berliner Pharmakonzerns Schering, Hubertus Erlen, hat das Sparpaket von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) scharf kritisiert. "Die Gesundheitsdebatte kann sich nicht nur um das Thema Medikamente drehen, die nur 15 Prozent der Gesundheitskosten ausmachen", sagte Erlen im Gespräch mit dieser Zeitung.

Der Vorstandsvorsitzende des Berliner Pharmakonzerns Schering, Hubertus Erlen, hat das Sparpaket von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) scharf kritisiert. "Die Gesundheitsdebatte kann sich nicht nur um das Thema Medikamente drehen, die nur 15 Prozent der Gesundheitskosten ausmachen", sagte Erlen im Gespräch mit dieser Zeitung. Erlen fordert, nun auch über andere Kostentreiber zu reden, zum Beispiel darüber, ob die Kassen auch versicherungsfremde Leistungen tragen müssten oder es sinnvoll sei, Medikamente in Deutschland mit der vollen Mehrwertsteuer zu belegen. In vielen anderen Ländern gebe es das nicht.

Um die steigenden Gesundheitskosten einzudämmmen, hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt versucht, einen generellen Preisabschlag von vier Prozent auf Medikamentenpreise durchsetzen. Die forschenden Pharmahersteller hatten das mit der Zusage abgewendet, Anfang 2002 eine Einmalzahlung von 400 Millionen Mark zu leisten. Nach Angaben der forschenden Arzneimittelhersteller ist das Geld bereits vorhanden und werde überwiesen, sobald die Bundesregierung eine Kontonummer mitteile. Das sei noch nicht geschehen.

Erlen sprach sich gegen weitere staatliche Regulierungen im Gesundheitssystem aus. Wer patentgeschützte Medikamente noch stärker reguliere, setze die Attraktivität des Forschungsstandortes Deutschland und damit viele Arbeitsplätze aufs Spiel. Schon heute würden weit mehr als die Hälfte aller Forschungsmittel der pharmazeutischen Industrie in den USA eingesetzt.

Wie groß der Anteil ist, den Schering zu dem 400-Millionen-Paket beisteuern muss, behält das Unternehmen für sich. "Wir werden den Betrag noch in diesem Jahr verbuchen", sagte Vorstandschef Erlen, ohne Details zu nennen. "Wir haben unseren Beitrag geleistet und ihn bereits bei allen Ergebnisprognosen, die wir gegeben haben, eingerechnet." Das Unternehmen werde in diesem Jahr das Nettoergebnis zweistellig auf über 400 Millionen Euro steigern. In der Bilanz am 31.12. werde die Zahlung an die Bundesregierung bereits als Belastung berücksichtigt sein.

Erlen kritisierte die Gesundheitspolitik der Bundesregierung als zu kurzfristig. "Ich plädiere dafür, dass man so frühzeitig, wie es irgend geht, über eine grundsätzliche Gesundheitsreform nachdenkt, statt jedes Jahr eine neue Novellierung des Gesundheitssystems zu beschließen", sagte der Schering-Chef. Statt allein bei den Medikamentenkosten anzusetzen, müsse auch der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen gestärkt und eine größere Eigenbeteiligung der Patienten durchgesetzt werden.

Der Schering-Chef begrüßte die Entscheidung des Nationalen Ethikrates für den Import von embryonalen Stammzellen und forderte das Recht, die umstrittenen embryonalen Stammzellen auch in Deutschland herstellen zu dürfen. Zurzeit ist das noch verboten. Der Bundestag will Ende Januar darüber beschließen. "Wir arbeiten aktuell nicht mit embryonalen Stammzellen, würden uns aber gern die Option offenhalten", sagte Erlen. Das Klonen menschlicher embryonaler Stammzellen lehnt das Unternehmen dagegen ab. "Wir gehen davon aus, dass es im Moment auch keine unmittelbare Notwendigkeit für ein therapeutisches Klonen zur Gewinnung von Stammzellen gibt", sagte der Unternehmenschef.

Die US-Firma Advanced Cell Technologies hatte in der vergangenen Woche bekanntgegeben, das erste menschliche Embryo geklont zu haben - und damit weltweit Entrüstung ausgelöst.

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