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Radarpistole

© promo

Kaufen oder nicht: Schießender Haarfön

Sobald man den Abzug drückt, zeigt das große Display die Geschwindigkeit des schnellsten aller Gegenstände an, die sich auf einen zubewegen: Andreas Menn testet eine Radarpistole.

Zu Radarpistolen hatte ich zuletzt ein spannungsgeladenes Verhältnis. Wenn wir einander auf der Straße begegneten, entluden sich mehrfach Lichtblitze zwischen uns. Darum greife ich mit einiger Scheu zur „Velocity“-Radarpistole des Outdoor-Spezialisten Bushnell, die ich heute testen soll. (Gibt es im Netz bei www.zf-import.de für 199 Euro.)

Die Batterien sind schnell im Schaft des Geräts verstaut, das wie ein Haartrockner aussieht. Wo beim Fön die heiße Luft rauskommt, ist hier die Radarwellen-Quelle. Sobald ich den Pistolenhebel drücke, zeigt das große Display die Geschwindigkeit des schnellsten aller Gegenstände an, die sich auf mich zubewegen. Ein erster Test auf der Straße bringt präzise Ergebnisse: Der rote Toyota fährt 30, 31, 36 Kilometer pro Stunde. Ist das hier nicht eine 30er-Zone? Egal, ein Radfahrer nähert sich, ich messe 18 Stundenkilometer. Das könnte stimmen. Aber wie treffsicher ist die „Speed Gun“ auf dem Sportplatz bei kleinen, flinken Bällen?

Ich radle in den Kölner Grüngürtel, bei Sonnenschein schwirren hier allerlei Bälle durch die Luft. Da, ein Tennisball prallt von Stefans Schläger ab, der sich mit Ali ein Match liefert. Die beiden erklären sich zum Test bereit. Doch vom Spielfeldrand aus versagt das Radargerät. „Wenn das Ziel auf direkter Linie (Kollisionskurs) mit dem Velocity ist, wird die gemessene Geschwindigkeit exakt sein“, heißt es in der Bedienungsanleitung des Geräts.

Nur Mut, murmele ich und nehme kurz hinter der Aufschlaglinie Position ein. Ali hebt den Schläger, zielt auf die Radarpistole in meiner Linken, mir wird ein wenig unbehaglich, da zischt der Ball auch schon knapp an meiner Schulter vorbei. 129 Stundenkilometer, rufe ich. Weil Ali den Ball immer ein Stück rechts von mir spielt, erscheinen mehrfach Fantasiewerte – 30 Stundenkilometer oder gar nichts – auf dem Display.

Vielleicht klappt es besser mit einem größeren Fußball. Ich platze ins Training der fünften Klasse im Gymnasium Kreuzgasse. Schnell ist ein Wettschießen zwischen den Schülern vereinbart. Ein Dutzend Jungs und Mädels stellen sich vors Tor, ich mich mit meiner Radarpistole dahinter. Uns trennt nur ein löchriges altes Netz. Severin, Vereinsspieler mit der Nummer 11 auf dem Trikot, platziert einen satten Schuss: 73 Stundenkilometer! Das wird an diesem Nachmittag keiner mehr toppen, obwohl alle schießen wie verrückt. Auch hier will uns die Radarpistole mitunter lahme Kullerbälle als Schnellschüsse verkaufen. „Funktioniert nicht, wenn der Ball nicht geradeaus fliegt“, entscheidet Mikeson mit den gelben Sneakers hellsichtig und trollt sich gelangweilt davon.

DAS TESTURTEIL: Fünf von zehn möglichen Punkten

Andreas Menn

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