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Wirtschaft: Schwarzseher an den Börsen

Nervöse Anleger reißen auch den Dax ins Minus

Berlin/Frankfurt am Main - Wie nervös die Anleger an den Börsen derzeit sind, wurde am Donnerstagnachmittag deutlich. Hatte es am Morgen noch so ausgesehen, als würde sich der Dax von den Rückschlägen der vergangenen Tage erholen, zeigte die Kurve des wichtigsten deutschen Börsenbarometers am Nachmittag plötzlich steil nach unten. Dabei büßte der Dax nicht nur die Gewinne des Vormittags wieder ein, sondern geriet sogar zeitweise bis zu 2,5 Prozent ins Minus. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kursgewinne des gesamten Jahres aufgezehrt.

Einen konkreten Anlass für den erneuten Kursrutsch gab es nicht. Die Angst vor einem schwachen Handelsstart an der New Yorker Börse am Nachmittag soll eine Rolle gespielt haben, hieß es. Die Anleger trauen dem Geschehen derzeit nicht. „Der Markt ist weiterhin sehr nervös – die Korrektur ist noch nicht durchgestanden“, sagte ein Händler. Für Unruhe sorgten auch Spekulationen, dass Hedge-Fonds durch die jüngste Stärke des japanischen Yen unter Druck geraten und Geld aus den Märkten abziehen könnten.

Diese Unruhe schickte nicht nur den Dax auf Talfahrt, sie setzte die Börsen weltweit unter Druck. Zum Handelsauftakt in New York rutschte der Dow Jones an der Wall Street innerhalb weniger Minuten um 1,3 Prozent ab. Der Technologie–Index Nasdaq brach sogar um rund 1,8 Prozent ein. „Im Moment wird einfach alles in einem negativen Licht betrachtet“, sagte Dick Green, Analyst bei Briefing.com in New York. „Die Investoren fragen sich immer noch, ob der Sturm nun vorüber ist oder nicht“, meinte Masatoshi Sato von Mizuho Investors Security in Tokio.

Neben den asiatischen Finanzmärkten haben die Investoren derzeit vor allem die US-Wirtschaft im Blick. Sie fürchten, dass sie stärker abkühlen könnte, als bisher erwartet. Der Donnerstag hätte deshalb eigentlich für Beruhigung sorgen sollen. Schon am Morgen verbreitete das US-Wirtschaftsministerium positive Nachrichten von gestiegenen Verbraucherausgaben und Einkommen. Die Börsen reagierten allerdings erst auf den überraschend stark gestiegenen US-Einkaufsmanagerindex, der am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit veröffentlicht wurde. Der Anstieg deutet auf eine Expansion im Verarbeitenden Gewerbe hin – also auf alles andere als einen Konjunktureinbruch. Prompt zeigten die Index-Kurven wieder nach oben, und sowohl der Dax als auch der Dow Jones verringerter ihr Minus. In Deutschland gilt der wirtschaftliche Aufschwung ohnehin als intakt, die Analysten erwarten weiter deutlich steigende Unternehmensgewinne.

Die Kurse waren in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Experten halten die jetzigen Korrekturen an den Börsen deshalb für gesund. „500 Punkte kann es im Dax schon einmal nach unten gehen“, sagte Fidel Helmer, vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser. „Dann haben wir wieder Luft nach oben.“ stek/ro/afp/dpa

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