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Buffett

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Shopping-Tour: Warren Buffett - ein Milliardär kauft ein

Er ist der reichste Mann der Welt: US-Investor Warren Buffett will deutsche Unternehmen übernehmen. Namen nennt er nicht, nur so viel: "Je größer, desto besser".

Warren Buffett hält das Tütchen mit Haribo-Gummibärchen in die Höhe. „Ich mag Süßigkeiten. Aber die hab ich noch nicht probiert. Wichtiger ist ohnehin, dass sie anderen schmecken.“ Der reichste Mann der Welt und der erfolgreichste Investor überhaupt ist zum ersten Mal in Deutschland. Rechts neben dem 77-Jährigen steht ein Glas Cola, auf den Tischen der rund 60 Journalisten in einem Frankfurter Flughafen-Hotel sind außer Mineralwasser ausschließlich Cola-Fläschchen aufgereiht. „Greifen Sie zu“, ruft der Großaktionär von Coca-Cola fröhlich in die Runde. „Machen Sie eine Flasche auf. Sie müssen sie ja nicht trinken.“ Und nimmt selbst einen Schluck. Knapp neun Prozent Aktien im Wert von zwölf Milliarden Dollar sind im Besitz von Buffetts legendärer Anlagefirma Berkshire Hathaway.

Jetzt sollen auch Anteile deutscher Firmen dazu kommen, am besten Familienunternehmen. Buffett ist nicht auf Einkaufs-, eher auf Werbetour. Direkt auf die Firmen geht er nicht zu, um sie zu kaufen. Das ist nicht sein Stil. Er will in Deutschland und Europa auf sich und Berkshire aufmerksam machen. „Damit Unternehmer zuerst an uns denken, wenn sie verkaufen wollen. Etwa wenn es um die Nachfolge geht. Ich freue mich, wenn das Telefon klingelt.“ Er könne sich an keine Transaktion erinnern, die er in den vergangenen 40 Jahren selbst angestoßen habe, versichert Buffett. Heidelberger Druck, der Maschinenbauer Trumpf oder Haribo: Buffett lächelt, wenn ihm Namen entgegen gehalten werden. „Ich kenne Firmen, die passen würden. Und es gibt bestimmt viele, die passen, die ich aber nicht kenne.“

Er macht klar, dass er auch bei Investments in Deutschland so verfahren wird wie immer: Er kauft nur in Branchen, die er überblickt. „Ich verstehe Coca- Cola, ich verstehe Mars-Riegel“, sagt er. Konsumgüter, Verarbeitende Industrie, Maschinenbau und Versicherungen hat er im Auge. „Es gibt viele andere Dinge, die ich nicht verstehe. Man muss seine Fähigkeiten kennen und seine Grenzen.“

Buffett vertraut auf Firmen mit Tradition – die seit 100 Jahren erfolgreich sind, die langfristig denken und auch noch in 20 Jahren gute Gewinne abwerfen. „An kurzfristigen Geschäften sind wir nicht interessiert. Wenn wir kaufen, bleiben wir dabei.“ Das sollte deutschen Unternehmen entgegen kommen. Dass Buffett Firmenbeteiligungen wieder verkauft, ist eine absolute Ausnahme. 50 Millionen Euro vor Steuern im Jahr sollten die Firmen schon abwerfen, eine Rendite von mindestens zwölf Prozent bringen, bei höherem Risiko auch mehr. Wichtig auch: Die Firmen sollen über ein gutes und verlässliches Management verfügen. „Wir selbst haben bei Berkshire nur 90 Leute, wir können niemanden abstellen.“

Mit kleinen Geschäften wird sich der reichste Mann der Welt in Deutschland, das er vor allem wegen der stabilen Rahmenbedingungen schätzt, nicht abgeben. „Je größer, desto besser“, sagt Buffett. „Wir haben eine Untergrenze für Investments. Nach oben ist alles offen.“ Mehr als zehn Geschäfte im Jahr stemmt Berkshire ohnehin nicht. Eher weniger. 50 Banker und Unternehmer trifft er am Montagabend in Frankfurt, die Liste ist geheim.

Die Makroökonomie ist für Buffett bei seinen Investments nicht entscheidend. Auch nicht der Wechselkurs. „Obwohl ich in Europa natürlich lieber kaufe, wenn der Euro bei 90 Dollar-Cents als bei 1,50 Dollar steht.“ Er schaut nur auf die Firmen und ihr langfristiges Potenzial. Deswegen hat er unlängst die Übernahme des Kaugummikonzerns Wrigley durch den Süßwarenkonzern Mars mit mehr als vier Milliarden Dollar unterstützt. Obwohl Buffett noch nachhaltige Auswirkungen der Finanzkrise auf die Wirtschaft in den USA erwartet. „Der private Häusermarkt bei uns ist eine Katastrophe“, sagt der Milliardär. Aber Skepsis ist damit nicht verbunden. Buffett ist langfristig auch für die USA zuversichtlich. „An der Börse sagt man: Kauf’ Aktien von Firmen, die auch ein Idiot betreiben kann. Das zahlt sich auf lange Sicht aus. So ähnlich ist es auch mit den USA.“ Aber auch für die kommenden Jahre verbreitet Buffett Optimismus: Schließlich liegt Barack Obama, sein heißer Favorit für das Präsidentenamt, gut im Rennen.

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