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Wirtschaft: Sicherheitsgurt fürs Depot

Garantieprodukte für Anleger, die Sicherheit und Rendite verbinden wollen

Die Aktien steigen wieder. Mit Staunen beobachten Anleger, welch schöne Gewinne man seit Mitte März an der Börse machen konnte: 50 Prozent Plus mit Dax-Aktien in vier Monaten – das klingt wie zu den besten Börsenzeiten. Hätte, könnte, würde sein. Aber was sollen Sparer tun, die den jüngsten Boom verpasst haben? Hin und hergerissen zwischen Gier und Geiz fragen sich zögerliche Anleger, ob sie jetzt noch einsteigen sollen. Dabei sind sie vorsichtiger geworden: Verlustrisiken wollen sie am liebsten frühzeitig ausschließen.

Aber gibt es das: Aktien ohne Risiko? So genannte Garantieprodukte versuchen, das Unmögliche wahr zu machen. Sie kombinieren festverzinsliche Wertpapiere mit Aktien und garantieren dem Anleger zumindest die Rückzahlung seines eingesetzten Kapitals. Läuft es gut an der Börse, wird der Anleger zusätzlich – aber nur anteilig – an den Kursgewinnen beteiligt. Läuft es schlecht, bekommt er seinen Einsatz zurück, auch wenn die Kurse gefallen sind. Mehr als 70 solcher Fonds sind inzwischen am deutschen Markt, allein im ersten Quartal belief sich das Nettomittelaufkommen auf 2,5 Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Anbietern zählen Oppenheim, UBS oder SEB sowie die großen Fondsgesellschaften DWS, Deka, Dit und Union.

Ob als Fonds oder Zertifikat, mit begrenzter oder ohne Laufzeit, geschlossen oder offen, die Kombi-Produkte sind beliebt. Doch Experten warnen: Garantieprodukte sind ein gutes Geschäft – vor allem für die Anbieter. „Wer sich für ein solches Produkt interessiert, weil er seine Nerven an der Börse schonen will, sollte sich das Kleingedruckte genau ansehen“, rät Michael Friebe vom Beratungsunternehmen Fonds- Consult. „Ein Vergleich ist kaum möglich, die Unterschiede sind gewaltig.“ Für den Anleger empfiehlt sich eine Checkliste:

Kosten . Sicherheit hat ihren Preis, zumal am Aktienmarkt. „Gebühren und Ausgabeaufschläge bei Garantiefonds sind deutlich höher als bei Geldmarktfonds“, warnt Adriaan Bonauer von der Ratingagentur Morningstar. Um ihre Absicherungskosten zu decken, beansprucht die Fondsgesellschaft einen Teil der Gewinne und höhere Managementgebühren. Geldmarktfonds, ein Renner des vergangenen Börsenjahres, verlangen im Schnitt Gebühren zwischen 0,5 und 0,8 Prozent und verzichten auf einen Ausgabeaufschlag, der beim Kauf anfällt. Garantiefonds kassieren hingegen beim Anleger jährliche Gebühren von bis zu drei Prozent und einen zusätzlichen Aufschlag bei der Ausgabe von drei bis fünf Prozent.

Laufzeit. Fällt die Wahl auf ein Garantieprodukt, sollte sich der Anleger fragen, ob und wie lange er sein Geld fest anlegen will. Zwar werden inzwischen auch Fonds ohne Laufzeitbegrenzung aufgelegt, die Mehrheit der Fonds hat aber eine begrenzte Laufzeit von bis zu sieben Jahren. Erst am Ende dieser Frist kann der Anleger in der Regel auf sein eingezahltes Kapital und eine mögliche Rendite zugreifen. Wer vorher aussteigen will oder muss, trägt das Risiko, dass der Fonds zwischenzeitlich im Minus notiert. Einige Gesellschaften verlangen auch eine Gebühr von vorzeitigen Aussteigern. Fonds ohne Laufzeitbegrenzung sind da flexibler. Sie justieren das Niveau des Kapitalschutzes in jedem Quartal, Halbjahr oder Jahr neu und erlauben den jederzeitigen Ausstieg. Wertsteigerungen werden so abgesichert.

Grundsätzlich gilt: Bei langen Laufzeiten sind höhere Renditen wahrscheinlicher. Und: Je höher die Zinsen am Markt, desto attraktiver werden Garantiefonds. Haben die Fondsmanager mehr Zeit, können sie leichter mit – höher verzinsten – langlaufenden Anleihen den Garantiebetrag erwirtschaften. Angesichts historisch niedriger Zinsen kann bei längerer Laufzeit auch der Anteil an Bonds im Fonds niedriger ausfallen. Umgekehrt heißt dies, dass sich Garantiefonds mit kurzer Laufzeit zurzeit nicht rechnen. „Wer sein Depot nach den Kursgewinnen der letzten Wochen kurzfristig absichern will, sollte dies nicht mit Garantiefonds tun“, rät Rainer Zuppe von der Stiftung Warentest. Dazu seien Verkaufsoptionen geeigneter.

Kapitalgarantie . In der Regel zahlen die Gesellschaften 90 bis 100 Prozent des eingezahlten Kapitals zurück. Höhere Kosten und sinkende Zinsen veranlassen die Emittenten allerdings, bei neuen Produkten den festen Rückzahlungsanteil zugunsten einer höheren Gewinnbeteiligung (Partizipation) zu reduzieren. Als Faustregel gilt: Je größer der Gewinnanteil, desto niedriger der Kapitalschutz. Aufpassen sollten Anleger, wenn sie einen geschlossenen Garantiefonds zeichnen. Häufig steht erst nach Ende der Zeichnungsfrist fest, wie hoch die Partizipationsquote ausfällt.

Grundsätzlich haben Garantiefondszeichner nur Anspruch auf einen Teil der erzielten Gewinne. Steigt etwa ein Aktienindex, an dem sich der Fonds orientiert, um 50 Prozent und liegt die Partizipationsquote bei 50 Prozent, bekommt der Anleger nur 25 Prozent des Gewinns. Was für die Gewinne gilt, gilt bei einigen Produkten umgekehrt auch für Verluste: Der Fonds federt bei sinkenden Kursen nur einen Teil der Verluste ab.

Der Sicherheitsgurt fürs Depot ist also nicht immer zuverlässig. Hinzu kommen die hohen Kosten. Kann sich der Anleger nicht preiswerter absichern? Für die Stiftung Warentest ist die Sache klar: „Wir raten Anlegern, die Erfahrung mit Aktien haben, von Kombiprodukten ab“, sagt Rainer Zuppe. Wer auf die Fertigprodukte verzichten kann, mixt sich sein Depot aus Renten und Aktien also besser selbst.

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