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Wirtschaft: Siemens-Dynamowerk läuft wieder rund

Der Umsatz soll in diesem Jahr um 30 Prozent steigen – obwohl die Fabrik schon hundert Jahre alt ist

Berlin - „Die Talsohle ist durchschritten, wir haben den Turnaround geschafft“, sagte Jürgen Brandes, Geschäftsgebietsleiter Großantriebe bei Siemens Automation & Drives. Das Berliner Dynamowerk, das am Freitag seinen 100. Gründungstag feierte, ist wieder im Aufschwung und trägt wesentlich zum Erfolg der Konzernsparte bei. Im bis zum 30. September laufenden Geschäftsjahr werde der Umsatz um gut 30 Prozent auf 130 bis 140 Millionen Euro wachsen, sagte der kaufmännische Werksleiter Michael Kläring.

1926 gegründet, um das von Werner von Siemens erfundene dynamo-elektrische Prinzip in Industrieprodukte umzusetzen, ist das Dynamowerk heute die älteste Produktionsstätte der Berliner Siemensstadt. Zu Mauerzeiten arbeiteten hier bis zu 2500 Beschäftigte. Der Wegfall der Berlin-Förderung nach der Vereinigung brachte einen Einbruch und führte zur Auslagerung von Betriebsteilen.

„Wir haben es geschafft, das Dynamowerk auf neue, sichere Füße zu stellen“, konnte Jürgen Brandes gestern verkünden. Die Produktion wurde im laufenden Geschäftsjahr auf 230 Großantriebe verdoppelt. Damit ist Siemens Weltmarktführer. Die Belegschaft war zeitweilig bis auf 380 Beschäftigte geschrumpft, umfasst jetzt aber wieder 530 Personen. 50 Einstellungen gab es dieses Jahr bereits, qualifizierte Dreher werden noch gesucht. Die Berliner Generatoren sorgen für den geräuschlosen Antrieb der Aida-Kreuzfahrtschiffe ebenso wie für den Lauf von Walzwerken in China und einer Gasverflüssigungsanlage in Norwegen.

94 Prozent der bis zu 180 Tonnen schweren Spezialmaschinen gehen in den Export, knapp zwei Drittel der Kunden kommen aus Fernost. Ein Großteil der Produktion des laufenden Geschäftsjahres, für das erneut mit einem Umsatzwachstum von 20 Prozent gerechnet wird, ist bereits verkauft, sagte Werksleiter Kläring. Seit zwei Jahren schreibt das Dynamowerk schwarze Zahlen.

Auch mit der russischen Gasprom möchte Siemens ins Geschäft kommen und Antriebe für Pipelinestationen liefern. Weil die Russen eine Verlagerung eines Teils der Wertschöpfung in ihr Land erwarten, gründe Siemens derzeit mit Partnern in St. Petersburg einen Montagebetrieb, berichtete Jürgen Brandes.

Wichtig für gute Standortbedingungen in Berlin sei neben einer guten Energieversorgung und der Verkehrsanbindung die Frage der Grundwasserregulierung. Wie berichtet, droht nach der Schließung des Wasserwerks Jungfernheide eine Überflutung der Fabrikkeller. Der Senat und Siemens streiten um die Verantwortung. Derzeit lässt der Konzern das Grundwasser auf eigene Kosten abpumpen, bald gibt es neue Gespräche mit Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer.

Für die Stadt ist das Dynamowerk ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – das jährliche Einkaufsvolumen liegt bei 60 Millionen Euro. 16 Millionen Euro entfallen davon auf Betriebe in der Region.

Rainer W. During

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