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Wirtschaft: Siemens überrascht

Operativer Gewinn soll in diesem Jahr auf 7,5 Milliarden Euro steigen

München - Siemens spart sich aus der Krise. Nach einen deutlichen Gewinnsprung im zweiten Quartal des Geschäftsjahres erhöht der Technologiekonzern seine Gewinnprognose deutlich. Statt maximal 6,5 Milliarden Euro operativem Gewinn peilt Konzernchef Peter Löscher nun im laufenden Geschäftsjahr 2009/10, das noch bis Ende September läuft, mindestens ein Ergebnis von 7,5 Milliarden Euro an. Allein im zweiten Quartal legte der Gewinn nach Steuern über alle Erwartungen um fast die Hälfte auf 1,5 Milliarden Euro zu.

Turbulenzen in einzelnen Märkten schlagen wegen der globalen Aufstellung von Siemens kaum auf den Konzern durch, sagte der Siemens-Chef mit Blick auf die Staatskrisen in Europa. Von der damit aktuell verbundenen Schwächung des Euro profitiere das Unternehmen sogar, weil das Exportwaren verbillige, ergänzte Finanzchef Joe Kaeser. Ob die von Griechenland auf andere europäische Länder übergreifende Krise seinen Konzern am Ende Staatsaufträge kosten könnte, das sei eine Spekulation, an der er sich nicht beteilige, sagte Löscher. Aus den staatlichen Konjunkturprogrammen weltweit habe Siemens bislang Aufträge im Umfang von drei Milliarden Euro erhalten. Bis Herbst 2012 sollen noch weitere neun Milliarden Euro dazukommen.

Am geplanten Abbau von rund 6000 Stellen im Industriegeschäft und bei der ungeliebten IT-Dienstleistungstochter SIS hält Löscher trotz deutlich verbesserter Perspektiven fest und kündigte zudem „in Kürze“ Veränderungen im hoch profitablen Sektor Medizintechnik an. Dabei soll es sich weder um neuen Stellenabbau, noch einen Zukauf handeln. Der Siemens- Chef blieb trotz Nachfragen in diesem Punkt sehr vage. Tags zuvor hatten noch tausende Siemens-Mitarbeiter und die IG Metall vor der Münchner Firmenzentrale gegen die bekannten Pläne zum Stellenabbau protestiert. Binnen eines Jahrzehnts habe Siemens hierzulande die Stellenzahl um 50 000 auf unter 130 000 Personen reduziert und setze diese Strategie innovationsgefährdend fort. Die vor einer harten Sanierung und ihrem Verkauf stehende Tochter SIS ist im zweiten Quartal mit zehn Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht. Weltweit sind noch 35 000 Menschen bei SIS beschäftigt.

Hinsichtlich der Arbeitsplätze machte Löscher eine andere Rechnung auf: Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise habe Siemens in Deutschland per saldo 2000 Stellen geschaffen und beschäftige hier nun 128 000 Mitarbeiter. Weltweit sei die Zahl insgesamt um 4000 auf 402 000 gestiegen. Allein in Deutschland gebe es bei Siemens aktuell rund 2000 offene Jobs.

Löscher verteidigte den aktuellen Sparkurs. Dieser sei neben der zunehmenden Erholung der Märkte der wesentliche Grund für die erhöhte Jahresprognose. Weil alle Margenziele demnächst erreicht werden, sei ein Nachfolgeprogramm dafür in Arbeit. Es werde noch dauern, bis Kunden für echten Rückenwind sorgten. Das zeigten die im zweiten Quartal um vier Prozent auf rund 18 Milliarden Euro gesunkenen Umsätze und die um 14 Prozent auf ein ähnliches Volumen gefallenen Auftragseingänge. Für das Gesamtjahr geht Siemens von einem etwa fünfprozentigen Umsatzrückgang auf rund 73 Milliarden Euro aus.

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