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Am Freitag hat der deutsche Aktienindex Dax mit 8358 Punkten schon wieder einen Rekordstand erreicht.

© dpa

So geht es mit den Aktien weiter: Dax im Rekordfieber

Steuert die Börse auf eine neue Blase zu? Unsinn, sagen Experten. Einige nennen deutsche Papiere gar "spottbillig".

"Sell in May and go away“ lautet eine alte Börsenweisheit. Wer ihr in den ersten Mai-Tagen gefolgt ist, rauft sich nun die Haare. Dienstag: Allzeit-Rekord im deutschen Aktienindex Dax, Mittwoch: neues Hoch. Donnerstag: schon wieder ein Rekord. Und Freitag im Handelsverlauf mit 8358 Punkten erneut ein Höchstwert für den Index, der die Aktien der 30 größten deutschen Unternehmen repräsentiert. Die Luft wird dünner an der Börse. Trotzdem bleiben die Experten gelassen. „Von Euphorie ist nichts festzustellen“, sagt Joachim Goldberg vom Analysehaus Cognitrend. Aber die Zuversicht ist ungebrochen.

Das lässt sich begründen: Die Börsen-Hochs stehen in diesem Jahr ganz im Gegensatz zu den Höchstständen 2000 und 2007 auf solidem Fundament. „2000 lag der Dax 180 Prozent über seinem langfristigen Trend, 2007 um 70 Prozent. Aktuell sind es nur zehn Prozent. Damit liegt der Dax im neutralen Bereich“, sagt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins gerade erst auf 0,5 Prozent gesenkt und lässt durchblicken, dass sie über weitere Schritte nachdenkt, um die Kreditvergabe und damit die Konjunktur in den südeuropäischen Krisenstaaten anzukurbeln.

Damit bleiben auch die Zinsen für Sparlagen und Bundesanleihen im Keller. Die Inflation verharrt deutlich unter zwei Prozent. Der Goldpreis dümpelt vor sich hin. Es fehlen also Alternativen zu soliden Aktien. Deutsche Unternehmen stehen mit einem effizienten Kostenmanagement, hohen Rücklagen und gefüllten Auftragsbüchern gut da. Was auch ausländische Anleger honorieren, die mittlerweile im Schnitt 55 Prozent der Anteile der Dax-Firmen halten. Dabei haben zwei Drittel der Aktien trotz der Dax-Rekorde ihre eigenen Hochs nicht wieder erreicht. Commerzbank und Telekom liegen mehr als 90 Prozent davon entfernt, Allianz 70, Deutsche Bank 60 und Daimler mehr als 50 Prozent.

Dax-Kursindex mit rund 4400 Punkten immer noch 1000 Zähler unter seinem Rekord

Deutsche Aktien seien nach wie vor nicht zu teuer, sagt Alexander Lukas von der Weberbank. Klammert man die gezahlten Dividenden aus, die im Dax eingerechnet sind, fügt Fondsmanager Stefan Riße von HPM Portfoliomanagement hinzu, steht der Dax-Kursindex mit rund 4400 Punkten immer noch 1000 Zähler unter seinem Rekord. Aktien, sagt er, seien im Vergleich zu Anlagealternativen „spottbillig“. Die Skeptiker haben es schwer, auch wenn Risiken, vor allem die Euro-Schuldenkrise, längst nicht verschwunden sind. Weniger als 7500 Punkte zum Jahresende haben aber selbst Pessimisten nicht im Blick. Markus Reinwand von der Helaba zählt zu den vorsichtigen Beobachtern. Er rechnet nach „Kursspitzen“ von 8500 Punkten mit einer „ausgedehnten Verschnaufpause“ im Sommer – wegen enttäuschender Konjunkturdaten und sinkender Gewinne. Mittel- und langfristig bleibt er zuversichtlich. Cognitrend-Experte Goldberg formuliert die alte Börsenweisheit flugs um: „Buy in May and go away“ – kauf Aktien auch in diesen rekordträchtigen Börsentagen.

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