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Sonnenfinsternis: Solon macht noch mehr Verlust

Solon, die größte Solarfirma Berlins, geht von "deutlichen Verlusten sowohl beim Konzernergebnis als auch beim operativen Ergebnis" aus, hieß es in einer Mitteilung.

Berlin - Die besonders im Osten Deutschlands stark vertretene Solarindustrie kämpft ums Überleben. Gleich zwei der führenden Solarmodulproduzenten hierzulande kündigten am Mittwoch bei der Vorlage ihrer Zwischenberichte hohe Verluste für das Gesamtjahr an. Solon, die größte Solarfirma Berlins, geht nun von „deutlichen Verlusten sowohl beim Konzernergebnis als auch beim operativen Ergebnis“ aus, hieß es in einer Mitteilung. Auch sei es nicht gelungen, den Stand der Nettoverschuldung von derzeit 402 Millionen Euro zu senken. Der Jahresumsatz werde von 620 auf 500 Millionen fallen.

Der einstige Weltmarktführer Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt kündigte einen operativen Verlust „im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ an. Das ebenfalls hoch verschuldete Unternehmen teilte zudem mit, dass es einen wesentlichen Teil der Solarzellenproduktion am Stammsitz schließen wolle, um die Fertigung in Malaysia zu konzentrieren. Q-Cells will außerdem die Kosten der Verwaltung um 25 bis 30 Prozent senken. Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht auszuschließen. Bereits 2009 hatte Q-Cells vier ältere Produktionslinien an dem Standort stillgelegt.

Alle Wettbewerber – auch First-Solar, Solarworld oder Conergy – kämpfen derzeit mit einer extrem schlechten Nachfrage in Deutschland und mehreren anderen Märkten Europas und suchen unterschiedliche Wege aus der Krise. Solarworld aus Bonn etwa versucht, sich als hochpreisiger Anbieter zu positionieren. Zugleich will das Unternehmen die Wertschöpfungskette von der Beschaffung des Rohstoffes Silizium bis zur Modulinstallation kontrollieren, um Preisschwankungen auszugleichen. Andere Anbieter haben sich von dem Ziel längst verabschiedet und gehen in die Spezialisierung.

Solon etwa sieht sich heute nicht mehr als schlichter Modulproduzent, sondern als Anbieter und Berater, der individuelle Lösungen für gewerbliche Kunden maßschneidert. Die Berliner konzentrieren sich künftig stark auf den bisher vernachlässigten Markt für Anlagen auf Industriedächern und meinen, dort eine erfolgversprechende Nische gefunden zu haben (siehe Interview).

Von dem Erfolg dieses Strategiewechsels hängt die Existenz des Unternehmens ab, das weltweit noch 800 Mitarbeiter beschäftigt, den Großteil davon in Berlin-Adlershof. Vor einem Jahr waren es noch gut 900 Mitarbeiter weltweit. Solon- Chef Stefan Säuberlich steht derzeit in Verhandlungen mit einem Bankenkonsortium, das einen gewährten Kredit in Höhe von 275 Millionen Euro verlängern soll. Gelingt das nicht, ist „Solon am Ende“, wie er sagt.

Das erste Halbjahr lief schlechter als erwartet. Der Umsatz lag mit knapp 222 Millionen Euro acht Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum, der operative Verlust stieg auf 32,7 Millionen Euro. Das war 14 Mal so viel wie im bereits schwierigen ersten Halbjahr 2010. Säuberlich zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass er das Unternehmen mit der neuen Strategie retten kann.

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