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Viel Spaß an der Wall Street hat derzeit nur diese Touristin mit der Hand am Bullen – dem Symbol für steigende Kurse.

© imago stock&people

Sparziele verfehlt: Griechenland macht Angst

Nach der Ankündigung Griechenlands, die Sparziele zu verfehlen, fallen die Kurse weltweit. Auch Ausfallversicherungen für deutsche Staatsanleihen werden teurer.

Berlin – Die Lage in Griechenland lässt die Weltmärkte weiter zittern. Am Sonntag musste die griechische Regierung zugeben, dass sie das Sparziel, das sie mit den Geldgebern vereinbart hat, auch in diesem Jahr wieder nicht erreichen wird. Daraufhin brachen am Montag weltweit die Kurse ein. Die Investoren fürchten offenbar, dass Griechenland am Ende trotz aller Hilfspakete Insolvenz anmelden muss und die Gläubiger ihr Geld nicht zurück bekommen. „Die Märkte gehen weiterhin davon aus, dass die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands unabwendbar und es eher die Frage des ,wann’ statt des ,ob’ ist“, sagte Anlage-Stratege Nick Stamenkovic von RIA Capital Markets.

Das aber könnte dramatische Auswirkungen weit über Europa hinaus haben. Nach Ansicht von ETX-Capital-Händler Markus Huber haben die Märkte die Geduld und das Vertrauen verloren, dass Politiker und Notenbanker die europäische Finanzkrise in absehbarer Zeit lösen könnten. Wegen der großen Unsicherheiten seien auch Verbraucher und Firmen immer vorsichtiger beim Geldausgeben. „Das könnte am Ende nicht nur das Wachstum in den nächsten Quartalen drosseln, sondern auch große Volkswirtschaften in die Rezession drängen.“

Der Deutsche Aktienindex Dax fiel bis zum frühen Abend um rund drei Prozent auf 5337 Punkte. Der EuroStoxx50 gab 2,3 Prozent auf 2130 Zähler nach. Im Gegenzug schossen die beiden Volatilitäts-Indizes VDax und VStoxx, die die Nervosität der Anleger messen, um jeweils rund sieben Prozent in die Höhe. Zuvor hatten auch die Börsen in Asien teilweise mit Rekordverlusten geschlossen. Auch in New York starteten die Aktienkurse im Minus. Nicht zuletzt wegen der Euro-Schuldenkrise hatten die amerikanischen Investoren in den vergangenen drei Monaten das schlechteste Quartal seit dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008 verbucht. Zudem droht die amerikanische Wirtschaft erneut in die Rezession zu fallen. Direkt betroffen von einer Staatspleite Griechenlands wären zunächst einmal die Investoren wie Banken und Versicherungen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Auswirkungen die schlechten Nachrichten aus Griechenland auf den Kurs der Deutschen Staatsanleihen hatten.

Die Finanzwerte verzeichneten darum am Montag die größten Einbrüche. Der europäische Bankenindex gab um 2,7 Prozent nach. Die Aktien der Commerzbank verloren 6,5 Prozent, der Allianz-Konzern 3,5 Prozent. Die Verluste der Deutschen Bank hielten sich mit 2,4 Prozent noch in Grenzen. Härter traf es den belgisch-französischen Finanzkonzern Dexia, dessen Aktien zeitweise um 14 Prozent fielen. Dem Institut, das einer der größten ausländischen Besitzer griechischer Staatsanleihen ist, droht die Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moody's. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann warnte unterdessen davor, den Anteil der privaten Gläubiger an den Hilfen für Griechenland zu erhöhen. Dies könne die Unterstützung der Investoren kosten, sagte Ackermann im Interview mit einer griechischen Zeitung. Die Auswirkungen wären „nicht mehr zu kontrollieren.“

Weil die Investoren bei schlechten Nachrichten aus Griechenland befürchten, dass sich die Schuldenkrise auf weitere Länder ausweitet, stiegen am Montag die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus Spanien und Italien. Beide Länder sind ebenfalls hoch verschuldet. Deutsche Staatsanleihen gelten hingegen nach wie vor als sicher und waren am Montag stark gefragt. Unerschütterlich ist das Vertrauen in die stärkste europäische Volkswirtschaft aber auch nicht mehr: So stiegen die Prämien zur Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets deutscher Staatspapiere per Credit Default Swap (CDS) um 6000 Euro auf einen Rekordwert von 118 000 Euro. CDS sind Versicherungen, die ausgezahlt werden, wenn ein Land Pleite geht und seine Kredite nicht zurück zahlen kann. „Wenn es schlecht läuft, werden die Deutschen für den Rest Europas zahlen müssen“, sagte ein Börsianer. „Im Augenblick scheint alles darauf hinauszulaufen.“

Das Gold – die Antikrisen-Währung schlechthin – verteuerte sich auf 1658,79 Dollar je Feinunze. Die Preise der meisten anderen Rohstoffe gaben dagegen nach; wenn die Konjunktur schwächelt, sinkt die Nachfrage. So fielen die Kurse der Rohöl-Sorten WTI und Brent um jeweils rund ein Prozent. Damit rutschte auch das Brent-Barrel unter die 100-Dollar-Marke. Der Preis für eine Tonne Kupfer fiel auf ein 14-Monats- Tief. Am Devisenmarkt rutschte der Euro zeitweise auf ein Achteinhalb-Monats-Tief von 1,3310 Dollar, berappelte sich am Nachmittag aber wieder auf 1,3338 Dollar. (mit rtr)

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