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Bunte Vielfalt. Allein in Berlin gibt es über 30 Schulen für Erzieher.Foto: R. Magunia/ddp

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Wirtschaft: Starthelfer werden

Ausbildung, Studium oder Quereinstieg: Wer in die Kita gehen will, hat viele Möglichkeiten.

Alessandro Chercola ist ein kreativer Kopf. Er ist gelernter Grafiker, Musiker und hat Filmprojekte mit Jugendlichen geleitet. „Die Arbeit mit Jugendlichen liegt mir viel mehr“, entdeckte er dabei. Er entschied sich für eine zweite Ausbildung zum Erzieher an der Fachschule für Sozialpädagogik im Pestalozzi-Fröbel-Haus (www.pfh-berlin.de), das seit 1874 Erzieherinnen und Erzieher ausbildet. Dazu zählen neben der Fachschule eine Fachoberschule, neun Kitas, Ganztagsbereiche an acht Berliner Schulen sowie Beratungsstellen.

Als Verbund von Praxiseinrichtungen und Ausbildungsstätten bietet das PFH in Berlin den Auszubildenden viel Praxisbezug. Grundgedanke des Hauses ist, Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, sodass sie zu selbstbestimmten, verantwortungsbewussten Menschen heranwachsen. Jedes zweite Semester absolvieren die Azubis ein Praktikum, von dem sie eines auch in EU-Mitgliedsstaaten machen können.

Erzieher arbeiten in Krippen, Kitas, Hort- oder der Jugendarbeit, in der Verwaltung oder in Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen. Für ihre Schützlinge sind sie wichtige Bezugspersonen und regen beispielsweise Kinder mit Malen, Musizieren, Sport und Spiel zum Lernen an. Sie beobachten und analysieren das Verhalten der Heranwachsenden und unterstützen sie in ihrer Entwicklung. Die Regelung der Ausbildung obliegt den Bundesländern. In Berlin dauert die Ausbildung in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit jeweils insgesamt drei Jahre. Voraussetzungen sind Abitur, Fachabitur oder mittlerer Schulabschluss und eine berufliche Vorbildung, beispielsweise eine Erstausbildung.

Die Ausbildung findet an staatlichen, staatlich anerkannten oder genehmigten Fachschulen oder Fachhochschulen für Sozialpädagogik statt. Die staatlichen Schulen sind kostenfrei, die privaten können Schulgeld erheben. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Beruf nach bestandener sogenannter Nichtschülerprüfung auszuüben. Die Vorbereitung auf die Prüfung erfolgt im Eigenstudium oder durch die Teilnahme an kostenpflichtigen Vorbereitungskursen privater Bildungsanbieter.

Die Plätze an den Fachschulen sind begehrt. „Bei uns melden sich auf jeden Platz drei Bewerber“, sagt Annegret Lauffer, Schulleiterin des PFH. Grund dafür seien die guten Perspektiven für ausgebildete Erzieher auf dem Arbeitsmarkt. Der Bedarf an Erziehern wächst zudem durch den seit August 2013 bestehenden Anspruch auf einen Kindergartenplatz. Laut Lauffer ist die Zahl der Bewerber an ihrer Fachschule gleichbleibend, weil neue Schulen hinzugekommen sind. „Viele private Anbieter sind auf den Zug mit aufgesprungen“, sagt sie. Mittlerweile gebe es in Berlin davon über 30.

Wichtig bei der Wahl der Schule ist laut Christiane Weißhoff von der GEW, dass diese lange besteht und qualifizierte Dozenten besitzt. Die zunehmende Zahl von Bildungsanbietern liege vor allem an „einem Boom von Quereinsteigern“. Nach Auskunft der Senatsbildungsverwaltung wurden 2013 bis Ende August 630 Anträge für Quereinsteiger bewilligt, insgesamt befinden sich aktuell 2400 Quereinsteiger in unterschiedlichen Qualifizierungsphasen in den Einrichtungen beschäftigt.

„Nach unserer Schätzung sind von rund 23 000 Mitarbeitern in Kitas etwa 3000 Quereinsteiger“, sagt die Ansprechpartnerin für Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit. Zu diesen zählen alle, die die Ausbildung berufsbegleitend absolvieren, nach bestandener Nichtschülerprüfung einsteigen oder einen artverwandten Beruf ausüben und Zusatzqualifikationen erwerben. Der Einstieg nach der Nichtschülerprüfung sei aufgrund einer hohen Durchfallquote eher selten. Christiane Weißhoff kritisiert, dass die Arbeitsagentur die Vorbereitungskurse für die Prüfungen nur für ein oder zwei Jahre durch einen Bildungsgutschein fördert. Diese seien mit einer Ausbildung nicht gleichzusetzen. Nach Angaben der Arbeitsagentur Berlin-Brandenburg werden die Weiterbildung geringqualifizierter Beschäftigter sowie eine berufsbegleitende Umschulung Arbeitsloser bezuschusst, die eine Einstellung in einer Kindertagespflegeeinrichtung nachweisen.

Nach Angaben der GEW verdient ein Erzieher nach der Ausbildung in Vollzeit rund 2200 und nach dem ersten Jahr 2934 Euro brutto. Für Christiane Weißhoff ist das Gehalt der Grund, der viele Männer davon abhält, Erzieher zu werden. Sie wünscht sich insgesamt eine höhere gesellschaftliche Wertschätzung des Berufes.

Auch die Nachfrage nach dem zum Erzieher qualifizierenden Bachelorstudiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (www.ash-berlin.de) ist hoch. Auf rund 50 Plätze pro Semester gibt es über 200 Bewerbungen. Laut der Sprecherin sind die Anforderungen an Erzieher in den letzten Jahren gestiegen, deshalb wurde das Studium 2008 überarbeitet und Bildungsbereiche gestärkt. „So gibt es jetzt auch naturwissenschaftliche Schwerpunkte und stärkere Wahlmöglichkeiten für die Studierenden“, sagt Sandra Teuffel. An der Hochschule kann der Bachelorabschluss durch den Master Praxisforschung in Sozialer Arbeit und Pädagogik ergänzt werden. Die meisten Studierenden hätten ein bis zwei Semester vor Abschluss eine Jobzusage als Teamleitung oder Erzieher in Kitas oder in Forschungsprojekten.Katja Gartz

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