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Viel Wind um nichts. Windparkfonds brachten Anleger hohe Verluste.

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Update

Stiftung Warentest warnt: Anleger verlieren über vier Milliarden Euro mit geschlossenen Fonds

Investitionen in Schiffe, Windparks oder Medienfonds versprachen hohe Renditen. Eine Auswertung von 1140 Fonds zeigt: Die meisten verbrennen Geld.

Eigentlich wollte sich Gustav M. vom Immobilienboom in der Hauptstadt eine Scheibe abschneiden. Der wohlhabende Rentner aus dem niederrheinischen Örtchen Erkelenz investierte daher in einen Immobilienfonds, dem ein Bürogebäude in Moabit gehört. Doch obwohl das Bürozentrum voll vermietet ist, musste Gustav M. eine böse Überraschung erleben. Die 100.000 Euro, die er einst investierte, sind heute noch gerade ein Viertel dessen wert.
Gustav M. ist kein Einzelfall. Mit Beteiligungen an Immobilien, Schiffen, Windrädern oder Medienfonds haben Anleger in den vergangenen Jahren Verluste in Milliardenhöhe erlitten, zeigt eine am Montag veröffentlichte Untersuchung der Stiftung Warentest. Die Verbraucherschützer hatten knapp 1140 geschlossene Fonds getestet, die von 1972 bis heute aufgelegt wurden: Im Schnitt erfüllten nur sechs Prozent der Fonds ihre am investierten Anlegergeld gemessene Gewinnprognose, heißt es in einem neuen Bericht der Zeitschrift „Finanztest“. Insgesamt verbrannten die Anleger 4,3 Milliarden Euro. In Aussicht gestellt worden waren ihnen aber Gewinne von insgesamt 15,4 Milliarden Euro. 69 Prozent der Fonds bescherten den Anlegern Verluste.

Riskante Anlagen

Bei Investmentfonds unterscheidet man zwischen offenen und geschlossenen Fonds. Während offene Fonds an der Börse gehandelt werden und Anleger Anteile kaufen oder verkaufen können, funktionieren geschlossene Fonds nach anderen Regeln. Hier sammeln die Herausgeber eine vorher festgelegte Summe bei den Anlegern ein, oft gibt es einen hohen Mindestbeitrag. Anleger geschlossener Fonds beteiligen sich direkt an Unternehmen und können bei einer Pleite auch alles verlieren. Hinzu kommt, dass man sich während der Laufzeit von seinen Anteilen kaum oder – über Zweitmärkte – nur mit hohen Verlusten trennen kann. Den Investoren wurden hohe Renditen versprochen und oft auch Steuervorteile. Dafür haben sie Risiken in Kauf genommen. Typische Investments sind Immobilien oder Windparks, früher auch Schiffe.

Schärfere Gesetze

Die Tester nahmen 666 bereits aufgelöste Fonds unter die Lupe. Bei den 473 noch laufenden Fonds verglichen sie laut „Finanztest“ die bisherigen Ausschüttungen und die Kurse, mit denen die Fondsanteile zuletzt an der Zweitmarktbörse gehandelt wurden. Im Schnitt erlitten Anleger bei 57 Prozent der Immobilienfonds, bei 62 Prozent der Umweltfonds, bei 81 Prozent der Schiffsbeteiligungen und bei 96 Prozent der Medienfonds einen vollständigen oder zumindest teilweisen Verlust ihres angelegten Kapitals, fand die Stiftung Warentest heraus. Ausgewertet wurden Fonds mit einem Eigenkapitalvolumen von rund 37 Milliarden Euro.
Wegen vieler Skandale – zuletzt der Pleite des Windkraftfinanziers Prokon – hat die Bundesregierung den Schutz von Kleinanlegern inzwischen verbessert. Das neue Kapitalanlagegesetzbuch verpflichtet Fonds, sich bei der Finanzaufsicht Bafin registrieren zu lassen. Sie kann Werbung für bestimmte Vermögensanlagen oder deren kompletten Vertrieb beschränken oder ganz verbieten. mit AFP

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