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POSITION: Strafzölle kosten Jobs

„Ich will nicht zusehen, wie einige Firmen eine komplette Branche aufs Spiel setzen“.

Die Solarindustrie hatte in den vergangenen Jahren mit harten Bedingungen zu kämpfen. Insbesondere haben viele Staaten im Zuge der Finanzkrise ihre Einspeisevergütungen reduziert und alle Teilnehmer der Photovoltaik-Wertschöpfungskette zu erhöhten Kosteneinsparungen gezwungen. Jetzt drohen der Branche aus Brüssel Strafzölle. Es besteht die reale Gefahr, dass Europas Solarindustrie diese weitere Belastung nicht verkraften wird.

Die europäischen Solarhersteller haben über Jahre hinweg – als sie technologisch und kommerziell mehr oder minder über ein Monopol verfügten – immens vom Solarboom in Europa profitiert. Mit dem Wandel der Branche haben ihre Geschäftsmodelle jedoch an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Die Schuld daran tragen in den Augen einiger europäischer Hersteller die Solarproduzenten außerhalb der EU. Sie haben die EU daher 2012 aufgefordert, Anti-Dumping- beziehungsweise Ausgleichszölle auf chinesische Solarprodukte zu verhängen.

Gemeinsam mit mehr als 500 Unternehmen bin ich der Allianz für Bezahlbare Solarenergie (AFASE) beigetreten, weil ich nicht stillschweigend zusehen will, wie einige Firmen aus Eigeninteresse eine komplette Branche aufs Spiel setzen. Denn Strafzölle wären ein tödliches Gift für die europäische Solarindustrie. Eine Studie des unabhängigen Wirtschaftsinstituts Prognos zeigt, dass Strafzölle auf chinesische Solarimporte, egal in welcher Höhe, unmittelbar die Nachfrage nach Solarprodukten drücken würden. Das wiederum hätte eine geringere Nachfrage nach Installationen und Dienstleistungen zur Folge. Auch die Lieferung von Rohmaterialien und Produktionsausrüstung von Europa nach China würden zurückgehen. Ein Strafzoll von 35 Prozent würde bereits im ersten Jahr knapp 200 000 Arbeitsplätze in der EU kosten. Bei einem Strafzoll von 60 Prozent würden demnach binnen drei Jahren bis zu 242 000 Jobs in der EU verloren gehen und ein volkswirtschaftlicher Schaden von mehr als 27 Milliarden Euro entstehen. In Deutschland wären demnach 84 700 Arbeitsplätze betroffen.

Strafzölle würden zudem die Wettbewerbsfähigkeit der Solarenergie im Vergleich zu konventionellen Energiequellen verzögern oder gar verhindern. Auch chinesische Solarprodukte haben geholfen, dass Solarstrom in vielen EU-Staaten die Netzparität fast erreicht hat, was ein erklärtes Ziel der EU ist. Die Bundeskanzlerin hat sich diese Woche erneut für eine Verhandlungslösung ausgesprochen. Zu Recht. Sofern wir einen überlebensfähigen Solarsektor wollen, der uns grüne Arbeitsplätze liefert, rufen wir die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten auf, von Handelsbarrieren abzusehen und an freien Märkten festzuhalten.

Der Autor ist Chef der Soventix GmbH und einer der Sprecher der Allianz für Bezahlbare Solarenergie (AFASE)

Thorsten Preugschas

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