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Bestes Flugwetter herrschte gestern an vielen Airports. Ausfälle gab es kaum. Foto: dapd

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Streik: Lotsen verlieren die Lufthoheit

Die Gewerkschaft greift die Flugsicherung und Minister Ramsauer an – und erwägt einen neuen Streikaufruf für kommende Woche.

Berlin - Am Tag nach dem abgesagten Fluglotsenstreik war die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) bemüht, nicht wie die vorläufige Verliererin in dem Konflikt mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) auszusehen. Der Vorstand zog sich am Donnerstag in Frankfurt am Main zu Beratungen über das weitere Vorgehen zurück. Noch bevor es um neue Streikaufrufe ging, verfassten die Teilnehmer einen offenen Brief an alle 5600 Beschäftigte der DFS. Darin erhoben sie schwere Vorwürfe gegen die DFS-Geschäftsführung und gegen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).

Zunächst bezeichnete der Vorstand es allein als sein Verdienst, „dass das System Luftverkehr heute nicht im Chaos versinkt“. Es sei absehbar gewesen, dass die Gewerkschaft in der zweiten Instanz vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht in der Nacht zu Donnerstag eine Streikerlaubnis bekommen hätte. In der Vorinstanz hatte das Arbeitsgericht den Streik wegen einer Formalie untersagt. Die Wirkung eines erst in der Nacht genehmigten Streiks wären „fatal“ gewesen, da die Airlines ihre Notfallpläne nicht zum Einsatz gebracht hätten.

Flughäfen und -gesellschaften beteuerten indes, sie seien auf Streiks gut vorbereitet gewesen. Nun sei der Tag weitgehend normal verlaufen, hieß es bei den Airports Frankfurt am Main, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg. Lufthansa und Air Berlin teilten mit, der Flugbetrieb habe am Donnerstag planmäßig stattgefunden. Die Lufthansa sagte aber auch, dass sie die Höhe des durch die Streikandrohung entstandenen Schadens und entsprechende Schadenersatzforderungen prüfe. Offenbar hatte Lufthansa wegen der Streikankündigung eine größere Zahl Stornierungen registriert.

In dem Brief an die Belegschaft schrieb die GdF: DFS-Mitarbeiter würden bedroht und fehlinformiert, weil sie ihre verfassungsmäßigen Rechte ausüben wollten. Erkrankte Mitarbeiter würden unter Generalverdacht gestellt, dass ihre Krankheit vorgetäuscht sei. Über Minister Ramsauer hieß es: Es sei „kaum fassbar (...), dass dies alles in einem Bundesunternehmen geschehen kann und ein anscheinend überhaupt nicht informierter Verkehrsminister von ,den Bogen nicht überspannen‘ schwadroniert und den ,Ausfall des Fluglotsenstreiks‘ begrüßt. Hier hat jemand den Schuss nicht gehört“.

Einen neuen Aufruf zum Streik gab es vorerst nicht. Er sei aber jederzeit möglich, hieß es im GdF-Vorstand. Aber wohl nicht vor Sonntag. Kevin P. Hoffmann

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