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Der Kampf um den Düsseldorfer Handelskonzern Metro spitzt sich zu.

© REUTERS

Streit um Offerte von Kretinsky: Metro lehnt Übernahmeangebot von tschechischem Milliardär ab

Vorstandschef Olaf Koch macht deutlich, dass er das Angebot für zu niedrig hält. Den Verkauf der Real-Supermärkte hingegen will er bis September abschließen.

Die geplante Übernahme von Metro durch den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky droht zum Streit auszuarten. Vorstand und Aufsichtsrat des Dax-Konzerns haben sich gestern geschlossen gegen das vorgelegt Angebot ausgesprochen. „Die Unternehmensbewertung ist substanziell zu niedrig“, sagte Metro-Chef Olaf Koch. Zudem befürchtet das Management, die Handlungsfähigkeit des Konzerns könnte eingeschränkt werden, da die Übernahme zu großen Teilen durch neue Schulden finanziert werde.

Kretinsky bietet den Anteilseignern 16 Euro pro Stammaktie. Über seine Beteiligungsgesellschaft EP Global Commerce (EPGC) hält er bereits 17,52 Prozent der Metro-Aktien; die 15,2 Prozent von Großaktionär Haniel sind ihm ebenfalls bereits zugesprochen. Haniel hatte sich deshalb an der Abstimmung im Metro-Aufsichtsrat auch nicht beteiligt. Mit seinem Angebot will Kretinsky mindestens 67,5 Prozent des Unternehmens bekommen.

In einer ersten Reaktion verteidigte er sein Angebot. Es beinhalte bereits eine "deutlich verbesserte operative und finanzielle Performance durch eine erfolgreiche Transformation der Metro". Zudem sei die Kapitalstruktur "sehr solide". EPGC verfüge über Eigenkapital von bis zu EUR 2,5 Milliarden Euro zur Finanzierung des Angebots. Das Verhältnis von Verschuldung zum Ergebnis von Metro entspräche damit dem Plan.

Nach Jahren der Krise will Koch jetzt wieder wachsen

Für Koch kommt die Offerte zu einem schlechten Zeitpunkt. Seit er 2012 Vorstandsvorsitzender der Metro wurde, war er eigentlich fortwährend mit Krisenmanagement beschäftigt. Ende der 1990er Jahre hatte der Konzern ein Handelsvolumen von 100 Milliarden Euro, knapp halb so viel wie der US-Einzelhandelsriese Walmart. Heute ist es weniger als ein Zehntel davon.

Koch trat der Krise entgegen, indem er den Konzern kontinuierlich von einem Konglomerat verschiedener Händler zu einem „sortenreinen Großhändler“ umgebaut, wie er es ausdrückt. Erst flog Galeria Kaufhof aus dem Unternehmen, dann Media Markt und Saturn. „Wir haben uns von allen Geschäften mit dem Endkunden verabschiedet“, erläutert er. „Mit dem Verkauf unserer Supermarktkette Real wäre dieser Prozess dann abgeschlossen.“

Zudem habe man in den vergangenen Jahren viel gelernt. „Metro war dafür bekannt, jedes Jahr ein neues Land zu erschließen“, sagt Koch. Diese Expansion sei häufig zu teuer gewesen, inzwischen wisse man, wie man effizienter neue Märkte erschließt.

Metro-Chef Olaf Koch will nicht, dass das Unternehmen unter Wert verkauft wird.
Metro-Chef Olaf Koch will nicht, dass das Unternehmen unter Wert verkauft wird.

© dpa

Nach diesen Jahren des Schrumpfens wähnt er Metro nun endlich auf einem guten Weg. Mit Stolz verkündete er, dass das abgelaufene dritte Quartal das beste in Metros jüngerer Geschichte gewesen sei. Der Umsatz stieg um 2,8 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Abgesehen von Russland sei das Geschäft in allen Märkten gewachsen. Außerdem erwartet er, durch den Real-Verkauf mit einem anvisierten Volumen von 500 Millionen Euro und neuen Partnerschaften im chinesischen Markt bald über eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung zu haben.

Real soll im September verkauft sein

Damit will er als Großhändler für Gastronomie und unabhängige Händler wachsen. Allein in den Ländern, in denen Metro aktiv ist, rechnet Koch mit einem Marktpotential von 1,2 Billionen Euro in der Gastronomie. Und allein in Indien seien 95 Prozent der Einzelhändler unabhängig und damit potentielle Kunden. Auch aufgrund dieser Aussichten hält er das Angebot von Kretinsky für zu niedrig.

Doch bevor Koch sich diesen neuen Herausforderungen stellen kann, muss zunächst der Real-Verkauf abgewickelt werden. Hier hatte sich Metro auf exklusive Gespräche mit dem Immobilieninvestor Redos festgelegt, diese Exklusivitätsvereinbarung wurde in dieser Woche verlängert. Der Plan sieht vor, dass einige der 280 Filialen nach dem Verkauf an unterschiedliche Wettbewerber veräußert werden sollen, andere würden geschlossen. Vermutlich weniger als die Hälfte könnten unter der Marke Real weitergeführt werden.

Das Angebot von Redos sei wirtschaftlich am attraktivsten, sagte Koch dazu. Auch kartellrechtlich dürften hier keine Schwierigkeiten auftreten, fügte er an und erinnerte an die Probleme bei der Übernahme von Kaiser’s-Tengelmann durch Rewe und Edeka. Damit schloss er das Angebot des Immobilienunternehmens x+Bricks erneut aus, das Kaufland als strategischen Partner mitbringt. Weil Kaufland mit einem Umsatz von knapp 16 Milliarden Euro fast die Hälfte des Umsatzes aller Großflächenhändler erwirtschaftet und Real mit gut acht Milliarden auf Platz zwei folgt, wären hier Einsprüche des Kartellamts wohl vorprogrammiert. Koch rechnet damit, dass der Verkauf von Real im September dieses Jahres abgeschlossen wird.

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