zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Sunmotive statt Automotive

Solarworld bietet eine Milliarde Euro für Opel – und will eine Milliarde von General Motors

Berlin - „Opel steht nicht zum Verkauf.“ Mit dieser Ansage reagierte am Mittwoch eine Sprecherin des Opel-Eigentümers General Motors (GM) auf das vermeintliche Übernahmeangebot der Solarworld AG. Die Bonner Solarfirma hatte zuvor mit einem überraschenden Vorschlag für Aufmerksamkeit gesorgt: eine Milliarde Euro für Opel. Nach eigenen Angaben stehen Barmittel von 250 Millionen Euro zur Verfügung „und Banklinien von 750 Millionen Euro vorbehaltlich einer Bundesbürgschaft“. Der Bund indes als potenzieller Bürge gab sich unwissend. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm verwies die Solarworld-Pläne ins Reich der Spekulation. Es sei offen, ob es überhaupt ein Gespräch zwischen GM und Solarworld gibt.

Opel-Chef Hans Demant kündigte unterdessen an, eine mögliche Staatsbürgschaft mit einer Zweckbindung für die vier deutschen Werke verbinden zu können. „Rein finanztechnisch ist das kein Problem“, sagte Demant dem „Handelsblatt“. Beispielsweise könnten die Mittel aus einer möglichen Bürgschaft für den nächsten Astra verwendet werden, der in rund einem Jahr auf den Markt kommen soll. Demant zufolge ist die Liquidität von Opel in diesem und bis „weit ins nächste Jahr hinein“ gesichert. Doch erst mit einer staatlichen Bürgschaft sei das Unternehmen in der Lage, auf mögliche zinsgünstige Kredite der Europäischen Investitionsbank zurückzugreifen. Bund und Bundesländer mit Opel-Standorten wollen bis Weihnachten über Bürgschaften entscheiden. Der hessische Landtag setzte am Mittwoch vorsorglich die Höchstgrenze für Industriebürgschaften von bislang 300 Millionen Euro auf 800 Millionen Euro hoch.

Dass diese Bürgschaften überflüssig werden, weil Solarworld Opel übernimmt, ist eher unwahrscheinlich. Denn als „Kernvoraussetzung“ für die Übernahme bezeichnet Solarworld nicht nur die Trennung von GM. Vielmehr erwarten die Solarexperten auch noch eine „Kompensationszahlung von 40 000 Euro pro deutschem Arbeitsplatz (insgesamt eine Milliarde Euro)“; Opel hat rund 26 000 Mitarbeiter in Deutschland. Mit dem Geld soll Opel dann zu einem „grünen Automobilkonzern“ umgebaut werden. „Die Herausforderungen des Klimaschutzes und des Marktes lassen sich nur durch einen Übergang von Automotive- zu Sunmotivekonzepten bewältigen“, sagte Solarworld-Chef Frank Asbeck.

Nach eigenen Angaben befasse man sich seit Jahren mit der Entwicklung von Solarfahrzeugen, „die mit Solarenergie erfolgreich Rennen bestreiten“. Die börsennotierte Solarworld ist mit 2250 Mitarbeitern auf dem Gebiet der Fotovoltaik tätig. Das Unternehmen hat Fabriken in Deutschland und in den USA und vertreibt komplette Solaranlagen sowie Siliziumwafer für die Solarzellenindustrie. Die Börse reagierte erschreckt auf die Pläne mit Opel: Bis zum Nachmittag verlor die Solarworld-Aktie15 Prozent.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false