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Tarifkonflikt: Mehdorn und Schell reden wieder

Kurz vor Beginn der angekündigten Streiks der Lokführer kommt offenbar Bewegung in die Tarifauseinandersetzung. Bahn-Chef Mehdorn und GDL-Gewerkschaftsführer Schell wollen sich am Nachmittag unter der Vermittlung von Ex-Wirtschaftsminister Müller treffen. Heute wird es keine Streiks geben.

Die Chancen auf eine Einigung im Tarifstreit der Bahn sind wieder etwas gestiegen. Gestreikt wird vorerst nicht, und am heutigen Donnerstag ab 17 Uhr reden die Kontrahenten miteinander statt übereinander. Aufsichtsratschef Werner Müller hat Hartmut Mehdorn und Manfred Schell in den Bahn-Tower am Potsdamer Platz eingeladen. Beide wollen kommen, dabei war der Ton zwischen ihnen zuletzt alles andere als versöhnlich. Konzernchef Mehdorn hatte der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) "Krieg durch Streik" vorgeworfen, und die konterte, er wolle sie eliminieren.

Aufsichtsratschef Müller sieht sich als Mittler, und er weiß um die Schwere der Aufgabe, an der Heiner Geißler und Kurt Biedenkopf scheiterten – und auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Der vertritt zwar den Bund als alleinigen Eigentümer der Bahn und hat Mehdorn und Schell in unzähligen Telefonaten und Fernsehstatements direkt und indirekt zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert, doch erst Müller schaffte es.

Der frühere Bundeswirtschaftsminister Müller, der heute Evonik Industries führt (die frühere RAG), verhandelt nicht allein mit Mehdorn und Schell. Auch das Aufsichtsratspräsidium ist dabei, zu dem Tiefensees Staatssekretär Jörg Hennerkes, der Vorsitzende der Gewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, sowie Betriebsratschef Günter Kirchheim zählen.

Vermittler zwischen Politik und Wirtschaft

Über Müllers Verhandlungslinie lässt sich nur spekulieren. "Wir müssen eine faire Lösung hinbekommen, damit das Land keinen Schaden nimmt. Das gilt für die Bahn, die Lokführer und alle Kunden", ließ Müller lediglich mitteilen. Mit der Vorbereitung des Börsengangs von Evonik, der besonders in Nordrhein-Westfalen heftig umstritten war, hat er gerade eine höchst diffizile Vermittlungsaufgabe zwischen Wirtschaft und Politik gemeistert: denn damit ist der Abschied von der jahrzehntelangen staatlichen Kohleförderung verbunden.

Mehdorn nahm am Mittwoch bereits seine Kriegsrhetorik zurück. „Niemand stellt die Existenz der GDL infrage“, erklärte der Bahn-Chef. „Gerade ich bin einer, der die Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft mit den Arbeitnehmervertretungen immer wieder ausdrücklich begrüßt und gefördert hat, weil man ein Unternehmen nicht gegen die Belegschaft führen kann.“ Ihm gehe es allein darum, Forderungen abzuwehren, die das Unternehmen nicht verkraften könne.

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