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Telekom-Krise: Obermann droht Streikenden

Telekom-Chef René Obermann hat sich angesichts des Streiks in seinem Unternehmen unnachgiebig gezeigt und mit dem Verkauf von Service-Sparten gedroht. Politiker geben Obermann derzeit Rückendeckung.

Hamburg/Berlin - "Wenn es zu keiner Lösung mit der Gewerkschaft kommt, könnten wir zu Verkäufen von Service-Sparten gezwungen sein, um die Kosten in den Griff zu kriegen", sagte Obermann der "Bild am Sonntag". Zugleich versicherte der Telekom-Chef, die Tür für Gespräche bleibe offen.

"Wir wollen eine gemeinsame Lösung mit Verdi", sagte Obermann. Er verwies aber darauf, dass das Unternehmen wegen des Preisverfalls in der Branche allmonatlich "Tausende von Kunden" verliere. Die wirtschaftliche Lage der Telekom bereite ihm "einige schlaflose Nächte". Doch komme er immer zu demselben Ergebnis: "Wir haben keine Alternative zum Reformkurs", betonte Obermann.

Politiker stützen Telekom

"Die Umstrukturierung im Servicebereich der T-Com ist der richtige Weg", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU, Martina Krogmann, dem Tagesspiegel am Sonntag. "Es geht darum, die Arbeitsplätze wettbewerbsfähig zu machen und dadurch langfristig zu sichern" So sieht das auch Martin Dörmann, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Telekommunikation. Der enorme Kostendruck unter dem die Telekom stehe, zwinge das Unternehmen zu Sparmaßnahmen. "Es geht einerseits um die Reduzierung der Sachkosten", sagte Dörmann, "man wird aber auch am Personalbereich nicht völlig vorbei gehen können. Das muss allerdings sozial angemessen erfolgen, Radikalschnitte werden keine Ruhe in die Belegschaft bringen." Deshalb seien Kompromisse notwendig."

Die Telekom befinde sich in der unkomfortablen Lage, pro Quartal fast 600.000 Kunden zu verlieren, sagte FDP-Medienexperte Hans-Jochen Otto. "Da muss ein Vorstand reagieren, wenn er noch größeren Schaden von dem Unternehmen abwenden will", sagte er. "Verdi muss sich darauf einstellen, dass ein Arbeitskampf in dieser Situation unter der verschärften Beobachtung der Politik steht."

Streiks im Osten

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihren Streik bei der Telekom wegen des Konzernumbaus am Samstag fortgesetzt. Zunächst wurden Arbeitsniederlegungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bekannt. Rund 70 Beschäftigte in Berlin und Brandenburg seien aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, teilte Verdi mit. Betroffen seien die Störungsannahme in Frankfurt (Oder) und in Berlin. Dort sollen den ganzen Tag über keine Störungsmeldungen angenommen werden. "Wer heute ein Problem mit seinem Telefon hat, wird im Service niemanden erreichen", sagte Verdi Fachbereichsleiter Mike Döding am Morgen in Berlin.

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sollten etwa 90 Mitarbeiter in den Streik treten. Betroffen seien die Call-Center in Halle, Dresden, Chemnitz und Gera sowie der Servicebereich in Suhl. "Die Call-Center werden auch heute wieder schwerer erreichbar sein", sagte Enrico Zemke von Verdi Sachsen-Anhalt.

Mehr als 11.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom waren am Freitag in den Streik getreten. Der erste Arbeitskampf seit der Privatisierung des Konzerns vor zwölf Jahren soll in der kommenden Woche noch verschärft werden. Streikberechtigt sind laut Verdi rund 22.000 Beschäftigte der Festnetz-Sparte. Die Beschäftigten wehren sich gegen Obermanns Pläne, 50.000 Service-Mitarbeiter auszugliedern und für weniger Geld länger arbeiten zu lassen. (tso/AFP/dpa/Tsp)

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