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Wirtschaft: Telekom schließt 45 Call-Center

Betroffene 3300 Mitarbeiter sollen an anderen Standorten arbeiten / Verdi: Konzern will Personal los werden

Berlin - Die Deutsche Telekom schließt bis Mitte des Jahres knapp die Hälfte ihrer 96 Call-Center im Privatkundenvertrieb. Die betroffenen 3300 Mitarbeiter sollen in 51 verbleibenden Centern weiterbeschäftigt werden. „Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, versicherte ein T-Com-Sprecher am Donnerstag. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hält die Schließung von 45 Call-Centern hingegen für eine „indirekte Strategie, um Personal los zu werden“, wie Lothar Schröder vom Fachbereich Telekommunikation im Bundesvorstand dem Tagesspiegel sagte. In den Call-Centern würden viele Frauen und Teilzeitkräfte mit Familie beschäftigt, die nicht einfach an einem anderen Standort arbeiten könnten. „Drei Stunden Fahrzeit für vier Stunden Arbeit – das wäre unzumutbar“, sagte Schröder. Die Schließung von Call-Centern sei zudem eine „regionalpolitische Zumutung“. Betroffen sind vor allem westdeutsche Standorte in mittelgroßen Städten, aber auch die ostdeutschen Standorte Angermünde, Cottbus, Erfurt und Halle.

Schröder verwies auf den geltenden Standortvertrag, der vorsieht, dass die Tarifpartner in regionale und zentrale Standortentscheidungen der Telekom einbezogen werden müssen. Dies sei aber nicht geschehen. „Wir sind von der Entscheidung überrascht worden“, so Schröder, der designierter Nachfolger von Franz Treml im Aufsichtsrat der Telekom ist. Verdi fordert die Telekom auf, den Beschluss zurückzunehmen. Personalvorstand Heinz Klinkhammer habe bereits „konstruktive Gespräche“ angeboten.

Die Telekom begründete die Maßnahme mit Effizienzgewinnen. Sie sei ein wichtiger Baustein, die Festnetzsparte T-Com mit rund 80 000 Beschäftigten zu einem schlagkräftigen und kundenorientierten Unternehmen umzubauen. In der heutigen Struktur entsprächen die CallCenter nicht mehr „der Marktentwicklung und dem angestrebten Qualitätsstandard“. Vergleichbare Dienstleister arbeiteten in der Regel mit circa 400 Mitarbeitern je Standort. Mit rund 15 000 Beschäftigen ist die Telekom der größte Call-Centerbetreiber in Deutschland. Im Festnetzgeschäft steht der Konzern unter massivem Wettbewerbsdruck. Jeden Monat verliert T-Com nach eigenen Angaben 100 000 Kunden. Zu schaffen macht der Telekom der Wettbewerb, neue Technologien wie die Internettelefonie und die Regulierung. Gleichzeitig machen die Konkurrenten im zukunftsträchtigen Breitbandgeschäft Boden gut. Verdi fürchtet, dass sich mit der Zentralisierung von Callcentern der Service weiter verschlechtern wird. „Die Motivation der Mitarbeiter, die nun umziehen müssen, wird leiden“, sagte Lothar Schröder.

Die Telekom-Aktie verlor am Donnerstag gegen den Markttrend bis zum Abend 0,45 Prozent auf 13,35 Euro.

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