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Telekommunikation: Telekom macht mobil

Die Deutsche Telekom führt eine Billigmarke ein und hofft auf iPhone. Experten sind skeptisch, ob die neue Zweitmarke "Congstar" Erfolg hat.

Mit ihrer neuen Billigmarke „Congstar“ will die Deutsche Telekom verlorenen Boden im Kampf um Mobilfunk- und Internetkunden gut machen. Das Bonner Unternehmen starte seine Zweitmarke am 17. Juli, sagte eine Konzernsprecherin dem Tagesspiegel. Details zu Preisen und Bedingungen der neuen Angebote nannte sie noch nicht. Zudem ist die Telekom-Tochter T-Mobile offenbar ein heißer Kandidat für die Vermarktung des neuen Apple-Handys iPhone, das Ende 2007 auf den deutschen Markt kommen soll.

„Besonders das Segment der jungen Kunden soll erschlossen werden“, begründet die Telekom die Marke. Sie werde „zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen sehr preisbewusste Kundengruppen ansprechen“. Chef René Obermann hatte den Schachzug im März angekündigt.

Der Konzern reagiert auf Attacken der Wettbewerber, die den Bonner Marktführer in Mobilfunk und DSL-Geschäft mit Kampfpreisen angegriffen hatten, wie E-Plus mit Simyo und Base.

Experten sind jedoch skeptisch, ob die Telekom mit der Billigmarke Erfolg haben werde. „Das kommt sehr spät“, sagte Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikation an der Universität Duisburg-Essen, dem Tagesspiegel. „Ich sehe da nicht den strategischen Vorteil.“ Die Wettbewerber seien schon zu lange mit vergleichbaren Angeboten auf dem Markt. Auch andere Branchenexperten sehen den Billigtrend bald am Ende.

Die neue Marke werde es im Mobilfunk und beim Internet-Geschäft schwer haben, sagte Gerpott. Bei den DSL-Anschlüssen hatten Wettbewerber wie Alice und Netcologne zuletzt stark zugelegt. Im Juni hatte die Telekom bereits ihre Tarife um etwa 15 Prozent gesenkt.

In Congstar geht nun die T-Online-Tochter Congster auf, die bislang lediglich im DSL-Geschäft aktiv war. Die neue Marke werde die Trikots von Fußball-Zweitligist FC St. Pauli zieren, sagte die Telekom-Sprecherin.

Ob die Telekom-Tochter T-Mobile Exklusiv-Partner in Deutschland für das Apple-Handy iPhone wird, ist dagegen noch unklar. Beide Unternehmen wollten am Mittwoch eine Meldung der „Rheinischen Post“ nicht kommentieren, dementierten sie aber auch nicht. Dem Bericht zufolge bringt T-Mobile das iPhone ab dem 1. November für 450 Euro auf den Markt. Danach wäre Mitbewerber Vodafone aus dem Rennen.

Es gilt als wahrscheinlich, dass Apple sich den Markteintritt in Europa von Exklusivpartnern vergolden lässt, worunter die Kunden zu leiden hätten. Vorbild wäre die Situation in den Vereinigten Staaten. Dort ist das Telefon seit einer knappen Woche zu kaufen, Exklusiv-Partner von Apple ist der Konzern AT&T. Das Telefon kostet je nach Speicherkapazität 499 oder 599 Dollar. Kunden binden sich für zwei Jahre an AT&T, die monatliche Gebühr beträgt mindestens 59,99 Dollar (gut 44 Euro). Für ein iPhone müssen die Käufer daher insgesamt knapp 2000 Dollar kalkulieren. Wer bereits bei AT&T Kunde ist, kann auf das iPhone wechseln, muss aber seinen Vertrag um zwei Jahre verlängern und Datendienste für 20 Dollar im Monat abonnieren. Apple wollte am Mittwoch nicht kommentieren, ob es in Deutschland genauso laufen werde.

Für Gerpott ist der Nutzen des iPhones für den Partner begrenzt. „Das Gerät ist noch nicht einmal UMTS-fähig und soll nur ein Prozent der Kunden erreichen - das gibt ein schönes Image, kommerziell ist das keine große Sache.“ Händler an der Börse elektrisierte das iPhone am Mittwoch dennoch – der Kurs der Telekom legte um mehr als ein Prozent zu.

Nils-Viktor Sorge

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