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Ein Airbus A 350 besteht zu 50 Prozent aus hochwertigen Textilfasern. Unser Bild zeigt die Fertigung in Südfrankreich. Foto: dpa

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Textilproduktion wird aus Asien abgezogen: Europa näht wieder

Textilproduktion wird zurück in die Industrieländer verlagert. Bei technischen Textilien gibt es ein starkes Wachstum.

Frankfurt am Main - Nicht nur wegen der Debatte um Sicherheits-, Umwelt- und Sozialstandards in asiatischen Textilfabriken, sondern auch wegen steigender Qualitätsanforderungen wird die Textilproduktion wieder verstärkt in die Industrieländer und damit näher an die Konsumenten zurückverlagert. „Europa und die USA fangen wieder zunehmend an, Bekleidung selbst herzustellen“, sagt Elgar Straub, Geschäftsführer der Fachvereinigung für Bekleidungs- und Ledertechnik beim Maschinenbauverband VDMA.

Umgekehrt aber setzen auch Fabriken in Asien wegen der Qualitätsanforderungen mehr und mehr auf moderne Maschinen, die besonders auch deutsche Hersteller liefern können. Diese Entwicklung betrifft vor allem hochwertige technische Textilien, wie Straub und der Frankfurter Messegeschäftsführer Detlef Braun am Dienstag im Vorfeld der weltweit führenden Doppel-Messe für technische Textilien (Techtextil und Texprocess) betonten.

Die Doppel-Messe mit einer Rekordbeteiligung von rund 1650 Ausstellern, von denen rund 65 Prozent aus dem Ausland kommen, eröffnet am 11. Juni für drei Tage in Frankfurt ihre Pforten. Weltweit entfallen mittlerweile fast 30 Prozent der Textil-Produktion auf technische Textilien, in Deutschland ist es sogar schon mehr als die Hälfte. Jährlich werden solche Spezialtextilien im Volumen von etwa 22 Millionen Tonnen mit einem Umsatzwert von rund 160 Milliarden Dollar produziert. Dabei geht es um Funktionsbekleidung für Sport und Freizeit, um Polster und Matratzen, Haus- und Heimtextilien und, wie Braun betonte, immer stärker auch um Textilien für den Bau, die Autoindustrie, die Luftfahrt und für Anlagen zur Nutzung der Windenergie.

Ein Airbus A320 etwa bestand 1990 zu 17 Prozent aus hochwertigen Textilfasern, in allererster Linie Carbon. Beim neuen A 350 wird der Anteil schon bei mehr als 50 Prozent liegen. Pro Jahr erwarten Branchenvertreter künftig für technische Textilien Wachstumsraten von drei bis fünf Prozent.

Von der Entwicklung profitieren auch die deutschen Hersteller von Näh- und Bekleidungsmaschinen und der entsprechenden Technik. Branchen-Sprecher Straub zufolge lag der Auftragseingang in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres real um 20 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Der Umsatz erhöhte sich ebenfalls real um fast sechs Prozent. Vor allem das Exportgeschäft lief gut. Hauptabnehmer sind die Vereinigten Staaten, die Türkei und die Volksrepublik China. Die Volksrepublik ordert Straub zufolge die meisten Näh- und Bekleidungsmaschinen, die USA geben das meiste Geld für neue Technologien für die Textilherstellung aus.

Straub zufolge spielt die Automatisierung der Textilherstellung eine immer wichtigere Rolle, auch wegen der Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Zudem würden die Modezyklen immer kürzer und damit auch die Anforderungen an eine flexible Produktion. Auffällig auch bei Straubs Analyse: Die Lieferungen von Maschinen und Technik aus aller Welt an die Textilbranche in Bangladesch sind 2012 von gut 160 Millionen Euro im Vorjahr auf weniger als 100 Millionen Euro eingebrochen.

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