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Elektrisch unterwegs. Die Japaner sollen BMW bei der Entwicklung batteriebetriebener Autos helfen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Toyota fährt BMW

Neues Autobündnis: Japaner kaufen deutsche Dieselmotoren – und bringen ihr Batteriewissen ein.

Berlin - Kooperation statt Fusion: BMW geht mit Toyota künftig gemeinsame Wege bei der Entwicklung und Produktion. Die Japaner sollen dabei ihr Know- how in der Batteriefertigung einbringen, die Deutschen ihre effizienten Dieselmotoren. Um Investitionskosten für die Erforschung innovativer Technologien und die Erschließung neuer Märkte zu sparen, gehen Automobilhersteller immer häufiger projektbezogene Allianzen ein. Kapitalverflechtungen sind dabei die Ausnahme. Für BMW – international ein angesehener, aber kleiner Anbieter – ist die Zusammenarbeit besonders wichtig. „Mit diesem Schritt bündeln wir unsere Kräfte, um die Entwicklung von Umwelttechnologien und unsere Innovationsführerschaft im jeweiligen Segment voranzutreiben“, sagte BMW-Chef Norbert Reithofer.

Die am Donnerstag in Tokio unterzeichnete Absichtserklärung sieht vor, dass BMW von 2014 an seine 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren an die europäische Toyota-Tochter liefert. Toyota hat selbst keine Dieselmotoren im Angebot und will damit vor allem auf dem europäischen Markt Kunden gewinnen. Über Stückzahlen und finanzielle Details machten beide Firmen keine Angaben.

Die „mittel- bis langfristig“ angelegte Zusammenarbeit sieht außerdem vor, dass beide Hersteller gemeinsame Grundlagenforschung im Bereich der Lithium- Ionen-Batterietechnologie der nächsten Generation betreiben. Hier bringt Toyota, der weltweit erfolgreichste Produzent von Hybridfahrzeugen, seine langjährigen Erfahrungen mit. BMW kann sie nutzen bei der Entwicklung eigener elektrischer Antriebe. 2013 bringt der Konzern sein batteriebetriebenes „Megacity Vehicle“ auf den Markt. Die Batterie fertigt SB Li-Motive. Erst kürzlich hatte BMW angekündigt, auch sein Angebot an Hybridfahrzeugen erweitern zu wollen – etwa durch einen Hybrid-3er.

Die Kooperation mit Toyota soll gegebenenfalls auf weitere Arbeitsfelder ausgedehnt werden. „Darüber hinaus haben sich die beiden Unternehmen geeinigt, weitere mögliche Projekte für eine Zusammenarbeit zu prüfen“, erklärte BMW.

BMW-Chef Reithofer hatte 2007 mit einem Tabu gebrochen und den Verkauf von Motoren des bayerischen Herstellers – dem Herzstück der Marke – an andere Autoproduzenten angekündigt. Auch die gemeinsame Entwicklung von Antrieben ist seitdem für BMW kein Problem mehr. Mit dem französischen Autobauer Peugeot PSA, Nummer zwei hinter VW in Europa, entwickeln und bauen die Bayern Motoren für Kleinwagen. Vor wenigen Wochen ging zudem ein Gemeinschaftsunternehmen für Hybridantriebe an den Start. Der US-Polizeiwagenhersteller Carbon Motors will gemäß einer Abmachung von 2010 mehr als 240 000 Dieselmotoren von BMW beziehen. Pech hatten die Bayern mit Saab: Wegen der möglichen Pleite des schwedischen Autobauers steht die Belieferung mit BMW-Motoren auf der Kippe. Mit dem Wiesbadener Grafithersteller SGL Carbon betreibt BMW darüber hinaus seit 2009 ein Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion von Carbonfasern. Mit dem deutschen Wettbewerber Daimler kooperiert BMW seit Mitte 2008 bei der Teilebeschaffung.

„Es macht eindeutig Sinn für zwei erfahrene und innovative Unternehmen, ihre Kraft und Erfahrung zu bündeln“, sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger auf der Tokyo Motor Show, wo die Kooperation mit Toyota bekannt gegeben wurde. Die Japaner, zusammen mit General Motors und Volkswagen weltweit führend, sind der erste große, globale Partner für BMW. Analyst Arndt Ellinghorst von Credit Suisse schätzt, dass jährlich 60 000 bis 100 000 Aggregate für rund 400 bis 600 Millionen Euro geliefert werden könnten.

Große Wahlmöglichkeiten hatte Toyota bei der Suche nach einer Dieselallianz nicht. Alle anderen relevanten Dieselanbieter außer BMW sind bereits an andere Partner vergeben oder kommen ohnehin nicht infrage – wie VW als direkter Konkurrent im Kampf um die Weltmarktspitze. mit rtr

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