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Wirtschaft: Traumhochzeit unter Vorbehalt (Kommentar)

Leo Kirch liefert den Stoff, aus dem die Träume sind, Ron Sommer den Vertriebskanal in Millionen Wohnzimmer. Ein perfekter Deal, der sich da zwischen Deutscher Telekom und der Kirch-Gruppe abzeichnet: Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber will mit dem größten TV-Konzern Deutschlands eine multimediale Allianz für das digitale Fernsehen und das Internet bilden.

Leo Kirch liefert den Stoff, aus dem die Träume sind, Ron Sommer den Vertriebskanal in Millionen Wohnzimmer. Ein perfekter Deal, der sich da zwischen Deutscher Telekom und der Kirch-Gruppe abzeichnet: Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber will mit dem größten TV-Konzern Deutschlands eine multimediale Allianz für das digitale Fernsehen und das Internet bilden. Fernsehen und Radio und die wachsende Zahl elektronischer Dienste werden ins Kabel eingespeist und verschmelzen. Kirchs "d-box" bringt das Digital-TV ins passende Format und den mühsamen Aufbau des Bezahl-Fernsehens "Premiere World" in Schwung. Die Telekom könnte T-Online mit zusätzlichen Inhalten aufwerten und den Turbo im schnelleren Kabel einschalten.

Was AOL und Time Warner vorgemacht haben, würde das neue Bündnis hierzulande nachvollziehen: Die Symbiose von Inhalt und elektronischem Vertrieb. Wirklich überraschen kann die Annäherung deshalb nicht. Der Nachholbedarf ist riesig. Deutschland ist bei der Erschließung des Breitbandkabels und der Internet-Anwendung rückständig. Die vom Ex-Monopolist Telekom fantasielos verwaltete Infrastruktur liegt weitgehend brach, weil sich keine intelligente und finanzkräftige Kooperation mit neuen Partnern und Investoren ergeben hat. Das könnte sich mit Kirch ändern. Ob allerdings der Münchner Film- und Fernseh-Multi der richtige Partner für die Telekom ist und die Allianz sich wie geplant realisieren lässt, scheint zweifelhaft. Die Traumhochzeit könnte nämlich am Einspruch der Kartellbehörden scheitern. Die Trennung von Netzbetreibern und Veranstaltern wäre aufgehoben. Kirch würde im Bündnis mit der Telekom einen großen Teil der elektronischen Medien in Deutschland beherrschen - als Lieferant der Inhalte und als Herr über die Netze. Auf die wettbewerbsrechtliche Verteidigung dieser Konzentration von Medienmacht darf man gespannt sein.

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