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Ttotz Wirtschaftskrise: Telekom steigert Gewinn

Konzernchef Obermann stellt die Telekom neu auf und besetzt den Vorstand neu – und muss mit Streik rechnen. Die Finanzkrise scheint dem Konzern nichts anhaben zu können.

In Zeiten der Wirtschaftskrise zeigt die Deutsche Telekom Stärke. Das Unternehmen konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr die Erwartungen sogar leicht übertreffen. Unterm Strich blieb ein Konzernüberschuss von 1,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Und im Gegensatz zu anderen Vorstandschefs wagte René Obermann am Freitag in Bonn sogar eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr, auch wenn diese bescheiden ausfällt: Der Bonner Konzern will 2009 die Ergebnisse des Vorjahres erreichen. Zudem sieht sich die Telekom solide finanziert. Ende des Jahres verfügte das Unternehmen über Liquiditätsreserven von 20 Milliarden Euro. Doch womöglich steht dem Unternehmen der nächste Arbeitskampf bevor. Die Tarifverhandlungen für die 83 000 Mitarbeiter in den Servicegesellschaften drohen zu scheitern. Am Freitagabend wurden sie ergebnislos abgebrochen. Die für diesen Samstag einberufene große Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi muss nun über das weitere Vorgehen entscheiden.

Die Börse nahm die Telekom-Zahlen positiv auf. Die T-Aktie war mit plus 0,9 Prozent auf 9,56 Euro einzige Gewinnerin im Dax. „Operativ sieht es ganz gut aus“, sagte Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim.

Im vierten Quartal stieg das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um 1,3 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Damit erreichte es im Gesamtjahr 19,5 Milliarden Euro. Die Telekom hatte rund 19,3 Milliarden Euro als Ziel ausgegeben. Aus dem Geschäft generierte das Unternehmen frei verfügbare Mittel von sieben Milliarden Euro. Angepeilt waren rund 6,6 Milliarden Euro.

Wachstumsträger im Konzern ist nach wie vor der Mobilfunk. Zwar geht der Umsatz von T-Mobile auf dem hart umkämpften Inlandsmarkt wegen des enormen Preisdrucks weiter zurück. Dafür wächst das Geschäft in den USA zweistellig. Stark zulegen konnten auch die Gesellschaften in Zentral- und Osteuropa. Das Geschäft in diesen Ländern will die Telekom künftig von der höchsten Führungsebene aus steuern. Guido Kerkhoff zieht neu in den Vorstand ein. Er ist seit 2002 bei der Telekom und leitete zuletzt das Konzernrechnungswesen und Controlling. Auch der Posten des Finanzvorstands wird neu besetzt. Der bisherige Chef der Festnetzsparte Timotheus Höttges übernimmt den Posten von Karl-Gerhard Eick, der Vorstandschef beim Handelskonzern Arcandor wird. Nachfolger von Höttges wird der bisherige Geschäftsführer von T-Mobile in den Niederlanden, Niek Jan Van Damme.

Der Aufsichtsrat, der die Personalien tags zuvor genehmigt hatte, stimmte auch dem geplanten Konzernumbau zu. Die Telekom will das inländische Festnetz und Mobilfunkgeschäft integrieren und Kunden künftig beide Produkte aus einer Hand anbieten. Ein Personalabbau sei mit dieser Maßnahme nicht verbunden, betonte Obermann. Im traditionellen Festnetzgeschäft im Inland verliert die Telekom immer noch Kunden: 2,5 Millionen Anschlüsse wurden 2008 gekündigt. Damit bleiben immer noch 28,6 Millionen. Gut unterwegs ist die Telekom dagegen bei den schnellen Internetanschlüssen. Mehr als eine halbe Million Kunden seien im vergangenen Jahr von Wettbewerbern zur Telekom zurückgekehrt. Insgesamt verfügt die Telekom über 10,6 Millionen DSL-Kunden und damit einen Marktanteil von 46 Prozent.

Während Obermann die Bilanz präsentierte, bahnte sich das Scheitern der vierten Runde in den Tarifverhandlungen an. „Da gab es an manchen Stellen Bewegung, aber wir liegen zu weit auseinander“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder am Abend. Nun entscheidet die Tarifkommission über eine Urabstimmung und damit über einen möglichen Streik.

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