zum Hauptinhalt
291531_3_xio-fcmsimage-20090802173122-006006-4a75b14a38c64.heprodimagesfotos84120090803schaeff3.jpg

© ddp

Übernahme: Banken sauer über Chefwechsel bei Conti

Die Ablösung des Conti-Vorstandsvorsitzenden Neumann könnte die notwendige Finanzierung erschweren. Die Banken haben den nach ihrer Ansicht Schuldigen am Chaos bei dem Autozulieferer gefunden.

Hannover/Frankfurt am Main - Die erwartete Ablösung von Continental-Chef Karl-Thomas Neumann stößt bei den Gläubigerbanken des Autozulieferers auf Kritik. Die Institute fürchten nach Informationen des „Handelsblatts“, dass durch das Führungschaos bei Conti dringende Finanzierungslösungen verzögert werden. „Die Zeit drängt aber“, hieß es in Finanzkreisen. Wenn sich ein neuer Vorstandsvorsitzender erst einarbeite, könne sich die dringend benötigte Kapitalerhöhung bis zum Jahresende hinziehen. Dies müsse verhindert werden.

Auch die Gläubigerbanken des Hauptaktionärs Schaeffler äußerten Kritik. Schaeffler habe die Vorstöße gegen Neumann bei der Conti-Aufsichtsratssitzung am vergangenen Donnerstag nicht mit den Kreditinstituten abgesprochen. „Wir sind völlig überrascht worden, das war nicht abgestimmt“, hieß es bei einer Schaeffler-Bank. Man habe im Vorfeld eher darauf gedrängt, Eskalation zu vermeiden. „Den Rat hat man bei Schaeffler ganz offensichtlich nicht befolgt.“ Die Institute seien extrem verärgert. „Man kann da nicht zugucken, das hat ein Nachspiel.“

Conti und Schaeffler sind hoch verschuldet und führen seit Monaten mit den Kreditinstituten Verhandlungen über eine Refinanzierung. Man habe immer hervorragend mit Neumann zusammengearbeitet, hieß es in Finanzkreisen. „Neumann hat es geschafft, binnen kurzer Zeit wieder Vertrauen zu den Kunden herzustellen.“ Das Vorgehen der Schaefflers bei der turbulenten Aufsichtsratssitzung sei hochproblematisch. „Die Schaefflers haben immer noch nicht begriffen, wie ein börsennotiertes Unternehmen funktioniert.“

Die Conti-Banken fordern nun, dass Schaeffler die geplante Ausgabe neuer Aktien nicht noch verzögert oder blockiert. „Die Kapitalerhöhung muss sein.“ Das geplante Volumen von 1,5 Milliarden Euro sei zwar ambitioniert, aber machbar. Die Summe reiche auch aus, damit Conti den akuten Finanzengpass beseitigt. Am liebsten wären den Banken, wenn ein Investor die neuen Anteile übernähme – dann müssten sie nicht mühsam am Markt platziert werden. Allerdings rechnet niemand damit, dass ein solcher Investor aus dem Hut gezaubert werden kann. Bei der Führungsfrage wollen sich die Conti-Banken nicht nochmal von Schaeffler abspeisen lassen. Sie machen ihr Mitspracherecht bei der Wahl eines neuen Vorstandschefs geltend. Spekulationen, der Conti-Aufsichtsratschef und Schaeffler-Vertraute Rolf Koerfer könne den Chefsessel übernehmen, erteilten die Institute eine klare Absage.

Unter den Gläubigerbanken sind die Interessen höchst unterschiedlich. Die fünf Schaefflerbanken – das größte Engagement hat hier die Commerzbank – sprechen noch halbwegs mit einer Stimme. Dagegen ist der Gläubigerkreis bei Conti stark zersplittert. Schon deswegen gilt eine Gesamtlösung für die Refinanzierung von Schaeffler und Conti als unwahrscheinlich. Daher favorisieren die Conti-Banken nach „Handelsblatt“-Informationen inzwischen klar eine eigenständige Refinanzierungslösung für den Konzern aus Hannover. Eine Fusion mit Schaeffler sei vielleicht in einigen Jahren möglich, derzeit aber nicht sinnvoll, hieß es im Umfeld der Gläubigerbanken. Einen Verkauf der Reifensparte halten die Institute derzeit für unrealistisch. HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false