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Solar

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Übernahme: Solarbranche ordnet sich neu

Die Aussicht auf eine Milliarden-Übernahme elektrisiert die gesamte Solarbranche und erhöht den Druck auf die Hersteller, sich zusammenzuschließen oder ebenfalls neue Partner zu suchen. Bosch schnappt sich den Solarzellenherstellers Ersol.

Berlin - Der weltgrößte Autozulieferer Bosch teilte am Montag in Stuttgart mit, dass er mit 50,45 Prozent die Mehrheit an dem Solarzellenproduzenten Ersol aus Erfurt übernommen hat. Bosch habe dem Ersol-Eigentümer, dem Finanzinvestor Ventizz, 546,4 Millionen Euro für die Anteile bezahlt. Allen ausstehenden Aktionären will Bosch 101 Euro je Aktie zahlen. Damit wird der Wert von Ersol auf rund 1,1 Milliarden Euro bewertet.

Die Offerte an die Aktionäre liegt 63 Prozent über dem Ersol-Schlusskurs von Freitag und 68 Prozent über dem Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Am Montag schoss das Papier von Ersol im TecDax bis zu 64 Prozent hoch und pendelte sich um 101 Euro ein. Das Ereignis zog auch die Werte anderer Unternehmen der Branche nach oben.

„Wenn ein Unternehmen von außerhalb kommt und sagt, ich kaufe in den Solarbereich, dann wird der ganze Bereich interessant“, zitierte die Agentur Reuters einen Händler. Der Schritt zeige, dass nun auch die großen Namen trotz der gesenkten Förderung in die Branche investierten. Vergangenen Donnerstag hatte sich die Regierungskoalition auf die künftige Höhe der Förderung der Solarindustrie geeinigt (siehe Kasten). Nun dürfte der Branche eine Konsolidierungswelle bevorstehen, sagte der Analyst.

„Unsere Branche steht vor der Herausforderung, sehr dynamisch zu wachsen“, sagte Carsten Körnig, Geschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft, dem Tagesspiegel. Den Beginn einer Konsolidierungswelle sehe er allerdings so nicht. „Bosch hat ja schon länger Interesse an der Branche gezeigt.“ Körnig begrüßte aber, dass mit der Übernahme durch Bosch ein großer Teil der Wertschöpfungskette in Deutschland bleibt. Die Ersol Solar Energy AG entwickelt, fertigt und vertreibt mit rund 1000 Mitarbeitern Silizium-Solarzellen und machte 2007 rund 160 Millionen Euro Umsatz, den das Unternehmen 2008 auf 300 Millionen Euro steigern will. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern soll von 22,3 Millionen Euro auf 80 Millionen steigen. Bosch stellt unter anderem Elektrowärmepumpen und Sonnenkollektoren her und will mit dem Erwerb sein Geschäft mit regenerativen Energien weiter stärken, teilte Geschäftsführer Franz Fehrenbach mit. Ziel sei es, 2008 in dem Bereich einen Umsatz von 750 Millionen Euro zu erzielen. Das ist gleichwohl nur ein Bruchteil des Geschäftes – 2007 setzte die Bosch-Gruppe mit ihren rund 300 Tochtergesellschaften in 50 Ländern 46,3 Milliarden Euro um.

„Ich finde es super, dass eine Firma wie Bosch zugegriffen hat“, sagte Thomas Krupke, Chef der Berliner Solon AG, dieser Zeitung. „Das sollte allen Politikern ein Zeichen sein, die an der Branche gezweifelt haben.“ Solon ist einer der größten Kunden von Ersol. Er spüre aber keinen Druck, dass Solon von einer Übernahmewelle geschluckt werden könnte. „Wir sind so gut positioniert, weil wir keinen Partner von außen haben. Das macht uns flexibel“, sagte Krupke. Dass alle Solarwerte am Montag gewannen, hält er nicht für ein Zeichen, dass weitere Zusammenschlüsse bevorstehen. Vielmehr entdecke die Börse jetzt den wahren Wert der Unternehmen. „Ein halbes Jahr lang haben wir nur Dresche bekommen, das ist jetzt die Reaktion“, so Krupke.

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