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Wirtschaft: Ungeheure Neugierde auf das Leben

BERLIN (kwi).Er mag die Berliner.

BERLIN (kwi).Er mag die Berliner.Was? Hinter der Härte verberge sich "eine ungeheure Neugierde", sagt Bernd Schultz.Mit ihrer Toleranz ermöglichten sie Fremden, innerhalb von 24 Stunden zum Berliner zu werden.Diese Eigenschaft zöge Menschen wie ihn in die Stadt.Weil er politisch etwas lernen sollte, schickte ihn der Vater in die geteilte Stadt zur Banklehre.Schultz ist geblieben und hat eines der deutschen Kunst-Auktionshäuser aufgebaut, das inzwischen weltweit zu den Top Ten gehört.Der 56jährige ist der Geschäftsführer der Villa Grisebach.

Auslöser war eine Anzeige in einer englischen Zeitung gewesen."Das größte deutsche Auktionshaus steht in London", war darin zu lesen.Das hat den Kunsthändler Schultz geärgert, und - weil er ein Mensch ist, für den das Nicht-Zufriedenstellende eine Herausforderung ist - hat er 1986 in der repräsentativen Villa des Architekten Grisebach in der Fasanenstraße ein Auktionshaus gegründet.Zusammen mit anderen Kunsthändlern.In nur relativ kurzer Zeit machte Schultz daraus eine der führenden Adressen Deutschlands für die Kunst des 20.Jahrhundert.Und zu einer der umsatzstärksten - 1997 waren es 35 Mill.DM.

Der schmale Bremer mit akkurat gewelltem grauem Haar ist in der Berliner Kultur ein fester Bestandteil.Nicht nur, daß er durch die Auktionen und Initiierung einer Antiquitätenmesse die Kultur Berlins um weitere Komponenten ergänzt hat.Schultz setzt sich auch für die Stadt ein.Vor der Entscheidung zwischen Berlin und Bonn initiierte er eine Anzeigenkampagne.Denn, und hier wird seine Stimme zum erstenmal laut im Gespräch: "Ohne den Hauptstadt-Status wäre Berlin zu einer Stadt im fernen Osten geworden." Für kein großes Unternehmen gäbe es dann einen Grund, nach Berlin zurückzukehren.Einer der größten Mängel der Stadt: fehlende Visionen in der Politik.Seine eigene ist eine rückwärtsgewandte.Er schwärmt von der Kunst- und Wirtschaftsmetropole Berlin in den 20er Jahren, die er offenbar wieder auferstehen lassen will."Es muß uns gelingen, auch die Entscheidungsträger und Konzernspitzen nach Berlin zu holen."

Er habe "viel Glück gehabt", sagt Schultz über sein Leben.Daß er Kunsthändler werden würde, war ihm "nicht in die Wiege gelegt".Wohl aber das Handeln, weil er Bremer und Sohn eines Kaufmanns sei.So begann er nach der Banklehre im Bankhaus Lampe ein Betriebswirtschaftsstudium an der Freien Universität.Gegen den Wunsch des Vaters, so daß er als Werkstudent nebenher arbeiten mußte.Und hier war die glückliche Fügung: Er geriet in die Galerie von Hans Pels-Leusden, der zu seinem großen Mentor und später auch Partner wurde.

Noch immer fährt Schultz, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist und drei Kinder hat, "jeden Morgen mit Vergnügen ins Büro".Er hebt den bereichernden Kontakt zu interessanten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur hervor.Und hier zeigt sich wieder Schultz hervorstechende Eigenschaft, die er den Berlinern zuschreibt: Eine ungeheure Neugierde.Vor allem für Kunst und Menschen.

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