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DSL-Geschäft: United Internet greift bei Freenet zu

Die Konsolidierung auf dem deutschen Breitbandmarkt setzt sich fort: Der Internetkonzern United Internet nimmt Konkurrent Freenet das DSL-Geschäft ab. Damit ist die Kauflust von UI-Chef Dommermuth aber noch nicht befriedigt.

Der deutsche DSL-Markt hat eine neue Nummer zwei. Mit der Übernahme des DSL-Geschäfts vom Konkurrenten Freenet steigt United Internet zum größten Anbieter von schnellen Internetanschlüssen hinter der Telekom auf. Und dafür zahlt der Konzern mit 123 Millionen Euro einen Preis, der weit unter den 180 bis 230 Millionen Euro liegt, mit denen Analysten Freenet bewertet hatten. Damit setzt sich die Konsolidierung auf dem umkämpften DSL-Markt fort. Dass der Zusammenschluss zu Preisveränderungen am Markt führen wird, erwarten Branchenexperten nicht.

Seit Jahren kennt der DSL-Markt zwei Entwicklungen: Die Preise gehen runter, die Kundenzahlen steigen rasant. Doch damit ist es nun vorbei. Rund 23 Millionen Kunden in Deutschland verfügen bereits über einen DSL-Anschluss. „Das Wachstum wird stark abflauen“, sagt Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. In diesem Jahr rechnet er noch mit zwei Millionen Neukunden, im kommenden Jahr mit deutlich weniger. Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz durch die Kabelnetzbetreiber, die nach einer langen und kostspieligen Investitionsphase über ihre Kabelnetze nun auch Telefon- und sehr leistungsfähige Internetanschlüsse anbieten können.

Derzeit gewinnen vor allem die Kabelnetzbetreiber und die Telekom Kunden hinzu. Bei den DSL-Neukunden hatte die Telekom im vergangenen Quartal einen Anteil von 53 Prozent. Ihr gelingt es außerdem, immer mehr Kunden, die einmal zu den Wettbewerbern abgewandert waren, wieder zurückzugewinnen. Daher werben die Unternehmen weiterhin mit niedrigen Preisen um die Kunden. Stärkere Preissenkungen werden in der Branche allerdings nicht erwartet, denn nach unten hin gibt es eine Grenze: Die meisten Unternehmen müssen die Anschlussleitungen ihrer Kunden bei der Telekom für 10,20 Euro im Monat mieten. Komplettpakete für Internet- und Telefonanschluss, surfen und telefonieren inklusive, gibt es heute bereits für 25 Euro.

Unter diesen Bedingungen hat der Internetanbieter Freenet kein Geld mehr verdient. Analyst Rothauge geht davon aus, dass Freenet dieses Jahr 35 Millionen Euro Verlust gemacht hätte. Freenet hat zuletzt viele Kunden verloren. Mit den verbliebenen 700 000 Kunden, die nun United Internet (UI) übernimmt, kann UI seine Position am Markt deutlich stärken.

Neben dem Kaufpreis von 123 Millionen Euro (70 Millionen Euro in bar, der Rest 4,6 Millionen UI-Aktien) zahlt United Internet in den kommenden fünf Jahren noch eine Vertriebsprämie von etwa 50 Millionen Euro, wenn die Freenet-Läden künftig Produkte von UI verkauft (GMX, Web.de, 1&1). Im Gegensatz zu Freenet besitzt UI keine eigenen Läden. Warum sich Freenet-Chef Christoph Vilanek mit dem niedrigen Preis zufriedengegeben hat, erklärt Analyst Rothauge so: „Der neue Chef wollte das Problem gelöst haben.“ Jetzt könne er sich auf den Vertrieb von Mobilfunk- (Mobilcom, Debitel) und Internetprodukten konzentrieren. Die Börse honorierte das Geschäft mit einem kräftigen Aufschlag für die UI- Aktie, Freenet-Aktien schlossen nach anfänglichem Höhenflug unverändert.

Die Expansion von UI sieht Vorstandschef Ralph Dommermuth mit der Übernahme nicht beendet. „Wir schauen uns weiter an, was auf den Markt kommt. Wir haben noch Cash übrig, 22 Millionen eigene Aktien, unausgeschöpfte Kreditlinien, und notfalls könnten wir auch eine Kapitalerhöhung machen“, sagte er der Agentur Reuters. United Internet gilt als Interessent für die zum Verkauf stehende Telecom-Italia-Tochter Hansenet (Alice). Dafür interessieren sich jedoch auch Vodafone und Telefónica (O2).

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