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USA: Historischer Verlust bei Goldman Sachs

Bank schreibt erstmals seit zehn Jahren rote Zahlen. Der Golman-Chef spricht von Wertverlusten in allen Anlageklassen.

Die andauernde Finanzkrise fordert nun auch von Goldman Sachs ihren Tribut. Die US-Großbank hat im vierten Quartal erstmals seit dem Börsengang 1999 einen Verlust eingefahren. Vor allem Abschreibungen auf Kreditportfolios und die Beteiligung an der chinesischen Großbank ICBC führten zu einem Minus von 2,12 Milliarden Dollar gegenüber einem Rekordgewinn von 3,2 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal. „Unser Ergebnis spiegelt die extrem schwierigen Geschäftsbedingungen und Wertverluste in praktisch allen Anlageklassen wider“, erklärte Goldman-Chef Lloyd Blankfein. Der Verlust wäre noch höher ausgefallen, hätte die Bank nicht 2500 Stellen abgebaut und die Bonuszahlungen halbiert.

Am Aktienmarkt wurden die Zahlen mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen. Einige Marktteilnehmer hatten eine noch schlechtere Lage befürchtet. Zudem wurde Händlern zufolge die Steigerung der Kernkapitalquote von 11,6 auf 15,6 Prozent positiv bewertet. Goldman-Aktien stiegen um mehr als 14 Prozent.

Im vierten Quartal war es vor allem das Handelsergebnis, das die Bank ins Minus zog. Verluste von 4,4 Milliarden Dollar gingen unter anderem auf Abschreibungen von 961 Millionen Dollar auf Investitionen in Gewerbeimmobilien zurück. Dies zeigt die Ausweitung der Finanzkrise. Denn dieser Sektor war bislang weniger von den Problemen betroffen, die vom US-Wohnimmobilienmarkt ausgegangen waren. Zudem musste Goldman 631 Millionen Dollar auf ihre Beteiligung an der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) abschreiben, deren Kurs an Wert verloren hatte.

Wegen des anhaltenden Preisverfalls an den Kreditmärkten stufte die Ratingagentur Moody’s die Bonität der Bank um eine Stufe herab. Goldmans Finanzchef David Viniar betonte, dies habe keinen Einfluss auf die Strategie. Moody’s habe sich in der Begründung eindeutig auf eine Marktschwäche und nicht auf eine Schwäche der Bank bezogen.

Goldman befindet sich derzeit mitten in einem Umwandlungprozess. Das Institut ist nach dem Katastrophenjahr 2008 die letzte unabhängige, große Wall-Street-Adresse. Die übrigen ursprünglichen Investmentbanken mussten Insolvenz anmelden, retteten sich durch Notverkauf an eine Geschäftsbank oder holten eine starke Auslandsbank an Bord. Goldman entging diesem Schicksal im September nur durch Umwandlung in eine Geschäftsbank. Dadurch erhält man langfristig Zugang zur Refinanzierung bei der US-Notenbank und kann ein Privatkundengeschäft aufbauen. Dies gilt derzeit als besonders attraktiv, weil die Finanzierung am Kapitalmarkt so gut wie unmöglich geworden ist.

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