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Telekom: Verdi in Streikstimmung

Der größte Streik seit Privatisierung der Telekom scheint nicht mehr abwendbar: Am Montag entscheiden darüber die Beschäftigten in einer Urabstimmung. 50.000 Mitarbeiter sollen nach Willen der Telekom zukünftig für weniger Geld mehr arbeiten.

Köln/Bonn - Im Streit um die geplanten Einschnitte für rund 50.000 Mitarbeiter der Deutschen Telekom sind die Weichen für einen Streik gestellt. Die Beschäftigten sollen von Montag an in einer Urabstimmung entscheiden, ob sie aus Protest gegen die Konzernpläne die Arbeit niederlegen wollen, teilte die Gewerkschaft Verdi mit. Es wäre der erste große Streik seit der Privatisierung der Telekom vor zwölf Jahren. Der Konzern bedauerte den Schritt. "Ein Streik nutzt niemandem, weder den Mitarbeitern noch den Kunden", sagte eine Sprecherin. Der Konzern sei weiterhin gesprächsbereit über die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter.

Der Beschluss, die Urabstimmung einzuleiten, sei einstimmig gefallen, erklärte die Gewerkschaft. Die Telekom-Beschäftigten haben von Montag an drei Tage Zeit, ihre Streikbereitschaft zu signalisieren. Das Ergebnis der Urabstimmung will Verdi danach bekanntgeben. Die Gewerkschaft sei bereit, "zu kämpfen", betonte Verdi-Bundesvorstand und Verhandlungsführer Lothar Schröder. Für einen Streik muss bei der Urabstimmung eine Zustimmungsquote von 75 Prozent erreicht werden.

Mehr Arbeit für weniger Geld

Nach dem Willen der Telekom sollen 50.000 Stellen der Call Center und des Kundendienstes in konzerneigene Servicegesellschaften ausgelagert werden. Dabei sollen die Löhne binnen zweieinhalb Jahre um neun Prozent sinken. Damit würde sich das monatliche Bruttogehalt eines Service-Center-Mitarbeiters von derzeit im Schnitt 3238 Euro stufenweise auf 2947 Euro verringern.

Die Wochenarbeitszeit soll zugleich um vier auf 38 Stunden verlängert werden. Im Gegenzug verspricht der ehemalige Staatskonzern Kündigungsschutz bis 2011 und tausende Neueinstellungen. Die Gewerkschaft hatte die Pläne des Konzerns von vornherein abgelehnt und auch ein nachgebessertes Angebot ausgeschlagen. Telekom-Mitarbeiter hatten in den vergangenen Wochen immer wieder mit Warnstreiks gegen die Pläne protestiert.

Buhrufe für Obermann

Der Streit hatte am Donnerstag bereits für eine turbulente Hauptversammlung gesorgt. Unter Beifall zahlreicher Anteilseigner und lautstarken Pfiffen der Belegschaftsaktionäre hatte Telekom-Chef René Obermann seine Pläne verteidigt. Der 44-Jährige hatte die Einschnitte damit begründet, dass der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz deutlich höhere Löhne zahlt und somit im Wettbewerb nicht mithalten kann. Zudem habe Verdi bei der Konkurrenz Tarifen zugestimmt, die noch unter dem Angebot der Telekom lägen. Zuletzt hatte die Telekom viele Kunden verloren, weil diese zu billigeren Anbietern gewechselt waren.

An der Börse wurde die Zuspitzung des Streits zwischen Konzern und Gewerkschaft mit Sorge betrachtet. Bereits am Morgen war der Kurs der T-Aktie um mehr als fünf Prozent eingebrochen. Am Nachmittag (15 Uhr) notierte er immer noch 4,4 Prozent im Minus bei 12,80 Euro. (tso/AFP)

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