zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Verkehrsverbund: Nur Nachteile für Fahrgäste

Berlin - Für die Fahrgäste bringt der vorgesehene Börsengang der Bahn „überhaupt keine Vorteile, sondern nur Risiken“, ist der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, überzeugt. Selbst wenn die Bahn von sich aus keine Strecken stilllege, für deren Unterhalt sie vom Bund weiter jährlich 2,5 Milliarden Euro erhalten soll, würde sich das Angebot auf der Schiene reduzieren, weil die Länder langfristig für den Nahverkehr mehr bezahlen müssten als heute.

Berlin - Für die Fahrgäste bringt der vorgesehene Börsengang der Bahn „überhaupt keine Vorteile, sondern nur Risiken“, ist der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, überzeugt. Selbst wenn die Bahn von sich aus keine Strecken stilllege, für deren Unterhalt sie vom Bund weiter jährlich 2,5 Milliarden Euro erhalten soll, würde sich das Angebot auf der Schiene reduzieren, weil die Länder langfristig für den Nahverkehr mehr bezahlen müssten als heute. Die privatisierte Bahn werde die Preise für das Befahren der Gleise und das Halten in den Bahnhöfen erhöhen. Franz schätzt, dass allein Berlin und Brandenburg deshalb bis 2011 rund 25 Millionen Euro mehr für den Bahnverkehr ausgeben müssen.

Der derzeit als defizitär ausgewiesene Bereich Netz der Bahn solle nach den Plänen des Konzerns in fünf Jahren einen Gewinn in Höhe von 570 Millionen Euro bringen. Zwei Drittel davon stammten aus den Zahlungen der Länder für die von ihnen bestellten Leistungen. Höhere Kosten bedeuteten, so Franz, dass es weniger Geld für das Bestellen von Zügen gebe. In Berlin und Brandenburg könnte jeder sechste Zug gestrichen werden.

Das drohende Schrumpfen des Netzes und das Streichen von Zügen seien die logische Folge einer Kapitalprivatisierung der Deutschen Bahn AG. Die vom Markt geforderten Renditen seien nur zu schaffen, wenn sich der Konzern von Strecken und Bahnhöfen trenne. Im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg sei mit einem Verlust von 700 Kilometern des Streckennetzes zu rechnen, das heute noch 2360 Kilometer umfasst. An 117 von 522 Bahnhöfen würden keine Züge mehr halten, prognostizierte Franz.

Die Bahn weist die Vorwürfe zurück. Man denke nicht daran, Strecken stillzulegen. Wo die Länder Verkehr bestellen, würden die Bahn – oder deren Konkurrenten – auch fahren. Was passiert, wenn den Ländern das Geld für die Bestellung der Züge fehlt, lässt die Bahn offen. Ohne Zugverkehr bleiben könnten nach den Szenarien des Verbundes dann auch Strecken, die derzeit modernisiert werden oder schon instandgesetzt sind.

Die geplante Privatisierung führte gestern auch im Landtag in Potsdam zu einer kontroversen Debatte. In einer Aktuellen Stunde lehnte die oppositionelle Linke das Vorhaben ab. Die SPD sprach sich im Grundsatz ebenfalls dagegen aus, verlangte aber Nachbesserungen am Gesetzentwurf. Die CDU ist für das Privatisieren, fordert aber, den Gesetzentwurf zu überarbeiten. Klaus Kurpjuweit

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false