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Sicherer Lebensabend. Rund 15 Millionen Deutsche haben mit einem Riester-Vertrag fürs Alter vorgesorgt. Foto: dpa

© dapd

Wirtschaft: Versicherer verteidigen Riester

Branche rechnet vor, dass sich das Altersvorsorge-Produkt schneller und besser rechnet als Kritiker meinen.

Berlin - Die Versicherungsbranche wehrt sich gegen den Vorwurf, die staatlich geförderte Riester-Rente sei in den meisten Fällen ungeeignet für die private Altersvorsorge. Beispielrechnungen für typische Biografien belegten vielmehr, „dass für Geringverdiener und Familien die Riester-Rente eine besonders rentable Altersvorsorge ist“, erklärte der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag in Berlin. Auch für durchschnittlich verdienende Singles biete das Produkt eine „interessante Altersvorsorge“.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) war, wie berichtet, vergangene Woche zu einem anderen Ergebnis gekommen: Das vor zehn Jahren eingeführte Vorsorgeprodukt zeichne sich durch eine schlechte Rendite, hohe Gebühren und intransparente Kalkulationsgrundlagen aus. Die Rendite der Riester-Renten sei „oft so schlecht wie beim Sparstrumpf“. So hatte das DIW berechnet, dass eine heute 35-jährige Frau bei Abschluss eines Riester-Vertrags fast 85 Jahre alt werden müsse, um mit ihren Einzahlungen einschließlich staatlicher Zulagen auf 2,5 Prozent Rendite zu kommen.

Der GDV konterte am Dienstag mit eigenen Berechnungen, nach denen Versicherte keineswegs „steinalt“ werden müssten, um in den Genuss einer passablen Rendite zu gelangen. So habe ein heute unverheirateter 35-Jähriger (Einkommen: 30 000 Euro) im Alter von 74 seinen Riester-Eigenbeitrag heraus, mit 75 Jahren den Eigenbeitrag samt Zulagen. Laut GDV-Rechnung erzielt der Mann mit 85 Jahren eine Riester-Rendite in Höhe von 3,72 Prozent (siehe Tabelle).

Im Unterschied zum DIW berücksichtigen die GDV-Rechnungen – neben der versprochenen Überschussbeteiligung und den Kosten – auch die Wirkung der staatlichen Riester-Zulagen, die die individuelle Rendite anheben. Das DIW war nur von zugesagten Mindestleistungen ausgegangen, der GDV spricht von einer „angemessenen“ Berücksichtigung aller Leistungen – den staatlich garantierten und den von den Versicherern zu erwirtschaftenden. Zudem rechnen die Versicherer ein, dass die Lebenserwartung „derzeit von Generation zu Generation um drei bis sechs Jahre steigt“. Hier geht die Branche von einer höheren prognostizierten Lebenserwartung als das Statistische Bundesamt aus. So würden laut GDV-Kalkulation die in den Beispielrechnungen betrachteten Menschen ihre Rente je nach Geschlecht „im Mittel etwa bis zum 88. oder 93. Lebensjahr ausgezahlt bekommen“.

Rund 15 Millionen Verbraucher haben sich in den vergangenen zehn Jahren für einen Riester-Vertrag entschieden. „Erkenntnisse über steigende Stornierungszahlen haben wir nicht“, sagte Peter Schwark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung. Die Stornoquote liege etwa auf dem Niveau anderer Versicherungen – bei 3,5 bis vier Prozent. Bei Lebensversicherungen registriere die Branche sogar rückläufige Stornierungen. Gemessen an den Alternativen seien Versicherungen eines der sichersten Produkte zur privaten Altersvorsorge, sagte Schwark. „Was man persönlich angespart hat, das behält man auch.“ Der GDV kritisierte eine „zum Teil auch politisch motivierte Anti-Riester-Kampagne“, die die Bemühungen von Staat und Anbietern zur Förderung der privaten Vorsorge konterkariere. Verbraucherschützer weisen indes darauf hin, dass auch die Renditezusagen der Versicherer von ihrer Anlagepolitik an den Kapitalmärkten abhängt. Erzielen die Unternehmen hier kleinere Überschüsse, bekommt auch der Versicherte weniger ausgezahlt. Die Versicherer operieren mit höchst unterschiedlichem Erfolg. Beim Abschluss einer Riester- Rente sollten Kunden deshalb ihren Blick auf die garantierte Rente richten, sagte Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen. Da dieser Wert in der Regel in jedem Angebot enthalten sei, ließen sich verschiedene Riester-Versicherungen gut miteinander vergleichen.

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