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Versicherungen: Ein teurer Winter

Nicht nur die Kunden sind froh, dass es endlich Frühling wird. Auch die Versicherungswirtschaft ist erleichtert, dass der lange, harte Winter nun endlich vorüber ist. Die Versicherer müssen Millionen für Autounfälle, Stürze und geplatzte Wasserleitungen zahlen.

Berlin - Der „Sibirien-Winter“, der Deutschland mit Eis und Kälte monatelang im Griff hatte, hat den Versicherern Schäden in Millionenhöhe eingebrockt, berichtete Frank W. Keuper vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag bei einem Kolloquium in Berlin.

Allein zwischen Dezember und Februar krachte es auf den Straßen rund 55 000 Mal, für die Unfallschäden mussten die Autoversicherer 230 Millionen Euro ausgeben. Weitere 250 Millionen Euro mussten die Wohngebäudeversicherer aufbringen, um Hausbesitzern Schäden durch gefrorene Leitungswasserrohre zu ersetzen. Hinzu kommen zahlreiche Stürze von Menschen, die auf eisglatten Bürgersteigen ausrutschten – besonders in Berlin weiß man davon ein Lied zu singen. In der Unfallversicherung führte das zu einem Anstieg der Schäden um sechs Prozent. Dennoch wollen die Versicherer Kommunen oder Hausbesitzer, die Straßen oder Gehwege schlampig räumen, nicht zur Verantwortung ziehen. „Mir ist nicht bekannt, dass eine Versicherung gegen eine Kommune oder einen Hausbesitzer geklagt hat“, sagte Keuper – auch nicht in Berlin.

Dabei war der „Sibirien-Winter“ nicht der einzige Schrecken. Auch Sturmtief „Xynthia“ setzte den Versicherern mit demolierten Autos, abgedeckten Dächern und Schadensaufwendungen von 500 Millionen Euro kräftig zu, berichtete GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen.

Dennoch geht die Branche zuversichtlich in dieses Jahr. Nachdem die Versicherungsunternehmen im vergangenen Jahr ihre Beitragseinnahmen um 4,1 Prozent auf 171,3 Milliarden Euro steigern konnten, geht der Verband für 2010 von stabilen bis leicht wachsenden Beitragseinnahmen aus. Weitere Zuwächse soll es vor allem in der privaten Krankenversicherung geben, die im vergangenen Jahr rund 100 000 neue Kunden für ihre Vollversicherung gewinnen konnte und 730 000 neue Zusatzversicherungen verkaufen konnte. Optimistisch sieht Verbandspräsident Hoenen auch die Entwicklung der Lebensversicherungssparte, die 2009 ein Beitragswachstum von 6,6 Prozent auf 81,4 Milliarden Euro verbuchen konnte.

Schwieriger aus Sicht der Anbieter ist dagegen das Geschäft in der Schaden- und Unfallversicherung. Zur Freude der Kunden sind die Beiträge in der Autoversicherung nach wie vor niedrig. „Der aktuelle nominale Prämiensatz entspricht dem Niveau Ende der 1980er-Rate“, berichtete Keuper. Rechne man die Inflation heraus, hätten sich die Beiträge für die Kunden sogar „annähernd halbiert“.

Die Autosparte schreibt rote Zahlen, genauso wie die Rechtsschutz- und die Kreditversicherung, die die Folgen der Wirtschaftskrise besonders kräftig zu spüren bekommen. Rechtsschutzfälle rund um Kündigungen und andere Streitigkeiten am Arbeitsplatz nahmen im vergangenen Jahr um 24 Prozent zu. Für die Folgen der Finanzkrise wollen die Versicherer nicht haften. An einer Sonderabgabe, wie die Regierung sie für die Banken plant, will sich die Assekuranz auf gar keinen Fall beteiligen. „Wir wehren uns dagegen, dass aus Opfern Täter gemacht werden“, sagte GDV-Präsident Hoenen.

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