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Wirtschaft: Virtuelle Heilung

Die Expertenseiten im Netz bieten zwar korrekte, aber oft unvollständige Informationen. Die Handhabung ist kompliziert

Längst hat das Internet dicke Wälzer aus dem Bücherregal abgelöst. Wer heute etwas über Krankheiten wissen will, schlägt meist nicht mehr das medizinische Lexikon auf, sondern googelt seine Fragen. Anders als beim Nachschlagewerk findet sich im Netz aber nicht nur eine Antwort, sondern auch mal 76 200 000. So viele Treffer zeigt die Suchmaschine Google für den Begriff „Diabetes“. Woher diese Informationen stammen und ob sie stimmen, kann der Nutzer oft schwer nachvollziehen. Spezielle Gesundheitsportale im Internet wie netdoktor.de oder gesundheit.de. werben jedoch mit geprüftem Expertenwissen zu Erkältung, Windpocken oder Migräne.

Die Stiftung Warentest hat zwölf solcher Angebote geprüft. Jeden Monat werden sie von etwa sechs Millionen Nutzern besucht.

Die Tester nahmen die Qualität der Inhalte, die Nutzerfreundlichkeit der Seiten und die Beantwortung von Anfragen unter die Lupe. Testsieger sind die Portale GesundheitPro.de, netdoktor.de und vitanet.de. Sie erhielten knapp die Note „gut“. Auf dem letzten Platz landete der Anbieter paradisi.de, den die Tester in allen Bereichen mit „ausreichend“ bewerteten.

Inhaltlich überzeugte das Portal GesundheitPro.de mit vollständigen und gut verständlichen Informationen zu häufigen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Blasenentzündung. Ähnlich gut schnitt auch der Anbieter vitanet.de ab. Vier der getesteten Portale sind „gut“ zu handhaben, darunter auch die beiden Testsieger netdoktor.de und vitanet.de. Die Warentester lobten Suchmöglichkeiten, Navigation sowie die Trennung von Inhalt und Werbung auf den Seiten. Zwei Anbieter beantworteten Anfragen der Tester in ihren Expertenforen. Vitanet.de schnitt dabei „gut“ ab.

Generell fanden sich auf allen Gesundheitsportalen korrekte Informationen zu den angefragten Krankheiten wie Gürtelrose, Masern oder Diabetes. Unterschiede gab es in erster Linie bei der Vollständigkeit. Nur der Anbieter Onmeda lieferte eine falsche Information zu blutdrucksenkenden Betablockern. Das Portal empfahl, die Medikamente bei Asthma anzuwenden. Betablocker verengen jedoch die Bronchien und sind für Asthmatiker gefährlich. Onmeda war auch sonst schlecht verständlich. Der Anbieter verwendet zu viel Expertensprache und erklärt diese nicht ausreichend.

Der Nutzer kann in den Gesundheitsportalen nach Krankheiten, Symptomen und Medikamenten suchen. Eine Kombination von Symptomen ist bei vielen Anbietern nicht möglich. Die Seite paradisi.de, die insgesamt am schlechtesten abschnitt, sparte sich gänzlich eine Suchfunktion. Auch der Anbieter imedo.de fällt aus der Reihe. Hier tauschen sich vorwiegend medizinische Laien aus und nur ein Teil der Informationen stammt von Experten. Die Tester bewerteten bei dieser Seite nur das redaktionelle Angebot. Persönliche medizinische Beratung findet auf den Gesundheitsportalen nicht statt (siehe Kasten). Im Test wurde auch untersucht,wie transparent die Anbieter arbeiten, z. B. durch die Angabe von Textquellen und Informationen zur Finanzierung. Kein Portal schnitt in diesem Bereich „gut“ ab. Bis auf sprechzimmer.ch finanzieren sich alle Anbieter teilweise über Onlinewerbung. Acht Portale sind Internetunternehmen, gesundheit.de gehört einem Pharmagroßhandel.

Die Stiftung Warentest rät, grundsätzlich die Informationen mehrerer Portale zu vergleichen. Bei schwer verständlichen Inhalten oder Navigationsproblemen sollten die Nutzer die Betreiber informieren. Die Beiträge aus den Foren sollten sehr kritisch gelesen werden, da sie nicht von Experten verfasst sind.

Für Krankheiten wie Krebs oder Gesundheitsfragen bei Säuglingen gibt es Spezialportale. Infos liefern auch Krankenkassen, die Ärzteschaft oder die freie Enzyklopädie Wikipedia. Die Verbraucherzentrale NRW bietet eine Checkliste zur Bewertung von Gesundheitsseiten.

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